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Spielsucht bei Angehörigen – Wie Sie als Partner oder Familie richtig helfen

Ihr Partner oder ein Familienmitglied ist spielsüchtig? Erfahren Sie, wie Sie richtig helfen können, ohne sich selbst zu verlieren. Praktische Tipps für Angehörige.

Spielsucht Hilfe Portal
Zwei Personen im unterstützenden Gespräch, symbolisiert Hilfe für Angehörige von Spielsüchtigen

Die Spielsucht eines geliebten Menschen zu erleben, gehört zu den belastendsten Erfahrungen für Angehörige. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass Ihr Partner, Ihr Kind oder ein Familienmitglied immer mehr Zeit und Geld mit Glücksspiel verbringt. Vielleicht sind bereits ernsthafte finanzielle Probleme entstanden, Lügen aufgedeckt worden oder die gesamte Familienharmonie leidet unter der Situation.

Als Angehöriger fühlen Sie sich oft hilflos, wütend, enttäuscht und verzweifelt zugleich. Sie fragen sich: Wie konnte es so weit kommen? Was habe ich falsch gemacht? Und vor allem: Wie kann ich helfen, ohne die Situation noch schlimmer zu machen?

Dieser umfassende Ratgeber richtet sich speziell an Sie als Angehörigen. Sie erfahren, wie Sie Spielsucht erkennen, wie Sie richtig reagieren, welche Fehler Sie vermeiden sollten und wie Sie sich selbst schützen können, während Sie Ihrem Angehörigen beistehen.

Spielsucht verstehen – Was in Ihrem Angehörigen vorgeht

Um wirklich helfen zu können, ist es wichtig zu verstehen, dass Spielsucht eine anerkannte psychische Erkrankung ist – keine moralische Schwäche oder ein Mangel an Willenskraft.

Die Mechanismen der Glücksspielsucht

Pathologisches Glücksspiel verändert das Belohnungssystem im Gehirn. Bei Ihrem Angehörigen passiert Folgendes:

Neurobiologische Veränderungen: Das Gehirn schüttet beim Spielen Dopamin aus – ähnlich wie bei Drogenkonsum. Mit der Zeit braucht es immer stärkere Reize (höhere Einsätze) für das gleiche Glücksgefühl.

Kontrollverlust: Was als freiwillige Entscheidung begann, wird zunehmend zwanghaft. Der Betroffene kann nicht mehr aufhören, selbst wenn er es möchte.

Suchtgedächtnis: Das Gehirn hat das Glücksspiel als Lösung für Stress, Langeweile oder negative Gefühle abgespeichert. Dieser Automatismus ist schwer zu durchbrechen.

Verdrängung und Verleugnung: Viele Spielsüchtige erkennen ihr Problem lange nicht oder wollen es nicht wahrhaben. Dies ist Teil der Erkrankung, keine böse Absicht.

Warum lügen Spielsüchtige?

Eine der schmerzhaftesten Erfahrungen für Angehörige sind die ständigen Lügen. Ihr Partner oder Familienmitglied lügt über:

  • Den Verbleib von Geld
  • Wo sie waren und was sie getan haben
  • Die Höhe der Schulden
  • Ihre Absicht aufzuhören

Diese Lügen dienen dem Schutz der Sucht und stammen aus tiefer Scham. Der Betroffene schämt sich für sein Verhalten, fürchtet Ihre Reaktion und will die Sucht gleichzeitig aufrechterhalten. Dennoch: Lügen sind inakzeptabel und müssen klar benannt werden.

Warnsignale erkennen – Ist mein Angehöriger spielsüchtig?

Nicht jedes gelegentliche Glücksspiel ist problematisch. Folgende Warnsignale deuten jedoch auf eine Spielsucht hin:

Finanzielle Warnsignale

  • Unerklärliche Geldknappheit trotz regelmäßigem Einkommen
  • Häufiges Leihen oder Bitten um Geld
  • Abbuchungen oder Kreditaufnahmen ohne Ihr Wissen
  • Wertgegenstände verschwinden
  • Rechnungen werden nicht mehr bezahlt
  • Geheime Konten oder Kreditkarten

Verhaltensänderungen

  • Heimlichtuerei und häufiges Lügen
  • Stimmungsschwankungen und Gereiztheit
  • Rückzug von Familie und Freunden
  • Vernachlässigung von Verpflichtungen (Arbeit, Haushalt, Kinder)
  • Ständige Beschäftigung mit Glücksspiel oder Sport-Ergebnissen
  • Lange Abwesenheiten ohne plausible Erklärung

Emotionale Anzeichen

  • Depressive Verstimmungen oder Verzweiflung
  • Aggressivität, besonders bei Geldthemen
  • Selbstvorwürfe nach Verlusten, gefolgt von erneuten Versprechungen
  • Suizidgedanken oder -äußerungen in besonders belastenden Momenten

Wenn mehrere dieser Anzeichen über längere Zeit vorliegen, ist professionelle Hilfe dringend erforderlich.

Das erste Gespräch – Wie Sie das Thema ansprechen

Der richtige Zeitpunkt und die richtige Art, das Thema Spielsucht anzusprechen, sind entscheidend. Ein schlecht geführtes Gespräch kann dazu führen, dass sich Ihr Angehöriger noch mehr verschließt.

Vorbereitung des Gesprächs

Wählen Sie den richtigen Zeitpunkt: Nicht direkt nach einem Streit oder wenn einer von Ihnen gestresst ist. Wählen Sie einen ruhigen Moment, in dem Sie beide Zeit haben.

Sammeln Sie konkrete Beispiele: Notieren Sie sich spezifische Vorfälle, Lügen oder finanzielle Unstimmigkeiten. Bleiben Sie bei Fakten, nicht bei Vermutungen.

Informieren Sie sich vorher: Je mehr Sie über Spielsucht wissen, desto besser können Sie das Gespräch führen und auf Ausreden reagieren.

Holen Sie sich Unterstützung: Überlegen Sie, ob weitere Familienmitglieder dabei sein sollten oder ob Sie vorher selbst mit einer Beratungsstelle sprechen möchten.

Gesprächsführung – Do’s and Don’ts

DO – Tun Sie das:

  • Sprechen Sie aus Sorge und Liebe, nicht aus Wut
  • Bleiben Sie bei konkreten Beobachtungen: “Mir ist aufgefallen, dass…”
  • Zeigen Sie, dass Sie Spielsucht als Krankheit verstehen
  • Bieten Sie Ihre Unterstützung bei der Suche nach Hilfe an
  • Setzen Sie klare Grenzen für Ihr eigenes Verhalten
  • Hören Sie auch zu – lassen Sie den Betroffenen sprechen

DON’T – Vermeiden Sie das:

  • Vorwürfe und Schuldzuweisungen: “Du bist egoistisch/schwach…”
  • Drohen mit Konsequenzen, die Sie nicht umsetzen werden
  • Das Problem herunterspielen: “Ist doch nicht so schlimm…”
  • Sofort Lösungen aufzwingen
  • Das Gespräch führen, wenn Alkohol im Spiel ist
  • Verallgemeinerungen: “Du machst immer…” oder “Nie kannst du…”

Mögliche Reaktionen und wie Sie darauf reagieren

Verleugnung: “Ich habe kein Problem, ich kann jederzeit aufhören.”

  • Ihre Antwort: Bleiben Sie bei Ihren Beobachtungen. “Ich respektiere deine Sicht, aber ich habe konkrete Beispiele beobachtet…”

Ärger und Abwehr: “Das geht dich nichts an! Misch dich nicht ein!”

  • Ihre Antwort: “Es geht mich sehr wohl etwas an, weil es unsere Familie/Beziehung betrifft.”

Versprechen ohne Substanz: “Ich höre ab morgen auf, versprochen!”

  • Ihre Antwort: “Ich freue mich über deine Bereitschaft. Lass uns gemeinsam professionelle Hilfe suchen, damit es wirklich klappt.”

Verzweiflung und Reue: “Ich weiß, ich habe ein Problem. Es tut mir so leid.”

  • Ihre Antwort: “Ich bin froh, dass du es erkennst. Spielsucht ist eine Krankheit, die behandelbar ist. Lass uns den ersten Schritt machen.”

Wie Sie richtig helfen – Unterstützung ohne Ermöglichung

Als Angehöriger wollen Sie natürlich helfen. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen echter Unterstützung und Ermöglichung (Enabling), die die Sucht nur aufrechterhält.

Was wirklich hilft

1. Unterstützung bei der Hilfssuche

  • Recherchieren Sie gemeinsam Beratungsstellen
  • Bieten Sie an, zum ersten Termin mitzukommen
  • Helfen Sie beim Ausfüllen von Anträgen (z.B. Therapie-Kostenübernahme)
  • Zeigen Sie Interesse am Therapieverlauf

2. Emotionale Unterstützung ohne Übernahme von Verantwortung

  • Hören Sie zu, wenn Ihr Angehöriger über seine Kämpfe spricht
  • Ermutigen Sie kleine Fortschritte
  • Erinnern Sie an die Gründe für die Abstinenz
  • Bleiben Sie geduldig, aber klar in Ihren Grenzen

3. Schaffung eines suchtfreien Umfelds

  • Entfernen Sie Glücksspiel-Trigger aus dem gemeinsamen Umfeld
  • Gestalten Sie gemeinsame Aktivitäten, die Freude machen
  • Fördern Sie neue Hobbys und soziale Kontakte
  • Achten Sie auf eine strukturierte Tagesroutine

4. Finanzielle Absicherung (aber nicht Bezahlung von Schulden)

  • Übernehmen Sie vorübergehend die Kontrolle über gemeinsame Finanzen
  • Richten Sie separate Konten ein
  • Stellen Sie sicher, dass lebensnotwendige Ausgaben gedeckt sind
  • Fordern Sie Transparenz bei allen Geldangelegenheiten

Was Sie unbedingt vermeiden sollten (Enabling)

1. Spielschulden bezahlen

Dies ist der häufigste und schädlichste Fehler. Wenn Sie Schulden abbezahlen:

  • Nehmen Sie die natürlichen Konsequenzen weg
  • Der Betroffene lernt: “Es gibt immer eine Rettung”
  • Die Sucht wird verstärkt, nicht bekämpft
  • Sie opfern Ihr eigenes finanzielles Wohl

Alternative: Unterstützen Sie bei der professionellen Schuldnerberatung, aber zahlen Sie nicht.

2. Lügen decken oder Ausreden erfinden

  • Nicht beim Arbeitgeber anrufen und Krankmeldungen erfinden
  • Nicht gegenüber anderen Familienmitgliedern lügen
  • Nicht das Spielverhalten vor anderen verheimlichen

Alternative: Ehrlichkeit – auch wenn es schmerzhaft ist.

3. Ständiges Retten vor Konsequenzen

  • Den Job nicht durch Intervention beim Chef retten
  • Nicht ständig einspringen, wenn Verpflichtungen vernachlässigt werden
  • Keine Dauerausreden für soziale Verpflichtungen erfinden

Alternative: Lassen Sie natürliche Konsequenzen zu – sie sind oft der stärkste Motivator für Veränderung.

4. Kontrolle und Überwachung rund um die Uhr

  • Sie können nicht 24/7 überwachen
  • Heimliche Kontrollen zerstören Vertrauen weiter
  • Sie machen sich selbst zum Aufpasser statt zum Partner

Alternative: Klare Vereinbarungen mit Konsequenzen bei Vertrauensbruch.

Grenzen setzen – Der wichtigste Selbstschutz

Grenzen zu setzen ist keine Lieblosigkeit, sondern notwendiger Selbstschutz. Sie helfen damit sowohl sich selbst als auch indirekt dem Betroffenen.

Warum Grenzen so wichtig sind

Ohne klare Grenzen:

  • Opfern Sie Ihre eigene psychische und finanzielle Gesundheit
  • Entwickeln Sie möglicherweise Co-Abhängigkeit
  • Ermöglichen Sie unbewusst die Fortsetzung der Sucht
  • Verlieren Sie sich selbst in der Rolle des Retters

Welche Grenzen Sie setzen sollten

Finanzielle Grenzen:

  • “Ich werde keine Spielschulden bezahlen.”
  • “Ich werde kein Geld leihen, ohne zu wissen, wofür es verwendet wird.”
  • “Unsere gemeinsamen Finanzen müssen transparent sein, sonst trenne ich die Konten.”
  • “Ich schütze mein eigenes Vermögen durch ein separates Konto.”

Emotionale Grenzen:

  • “Ich bin bereit zu unterstützen, aber nicht mein ganzes Leben der Sucht unterzuordnen.”
  • “Ich höre zu, aber ich lasse mich nicht manipulieren.”
  • “Ich akzeptiere keine verbale Aggression oder Schuldzuweisungen.”

Verhaltens-Grenzen:

  • “Wenn du lügst, hat das Konsequenzen (z.B. Vertrauensverlust, zeitweise Trennung).”
  • “Wenn du keine Hilfe suchst, kann ich nicht in dieser Situation bleiben.”
  • “Ich werde nicht deine Verpflichtungen übernehmen, während du spielst.”

Wie Sie Grenzen durchsetzen

1. Klare Kommunikation

Formulieren Sie Ihre Grenzen klar und ruhig: “Ich habe folgende Grenze: … Wenn diese Grenze überschritten wird, werde ich … tun.”

2. Konsequenz ist entscheidend

Eine Grenze ohne Konsequenz ist nur ein Wunsch. Wenn Sie sagen: “Wenn du wieder spielst, ziehe ich aus”, dann müssen Sie das auch tun – sonst verlieren Ihre Worte jede Bedeutung.

3. Schuldgefühle aushalten

Der Betroffene wird möglicherweise versuchen, Sie durch Schuldgefühle zu manipulieren: “Du gibst mich auf!” oder “Du bist kaltherzig!” Bleiben Sie standhaft – Grenzen sind liebevoller Selbstschutz, keine Aufgabe der Person.

4. Unterstützung suchen

Sprechen Sie mit einem Therapeuten oder einer Angehörigen-Gruppe über Ihre Grenzen. Externe Perspektiven helfen, realistisch zu bleiben.

Co-Abhängigkeit vermeiden – Wenn Helfen zur eigenen Sucht wird

Co-Abhängigkeit ist ein Muster, bei dem Angehörige unbewusst die Sucht aufrechterhalten, weil sie sich in der Rolle des Retters verlieren.

Anzeichen von Co-Abhängigkeit

Fragen Sie sich ehrlich:

  • Kreist Ihr ganzes Leben um die Spielsucht des anderen?
  • Vernachlässigen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, um zu helfen?
  • Fühlen Sie sich verantwortlich für das Verhalten des Betroffenen?
  • Decken Sie ständig Lügen oder bezahlen Schulden?
  • Definieren Sie Ihren Selbstwert darüber, ob es dem anderen besser geht?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, “Nein” zu sagen?
  • Fühlen Sie sich machtlos und doch unverzichtbar zugleich?

Wenn Sie mehrere dieser Fragen mit “Ja” beantwortet haben, könnte Co-Abhängigkeit vorliegen.

Aus der Co-Abhängigkeit aussteigen

1. Akzeptieren Sie: Sie können die Sucht nicht heilen

Nur der Betroffene kann die Entscheidung treffen, sich Hilfe zu suchen und sich zu ändern. Sie können unterstützen, aber nicht retten.

2. Fokussieren Sie sich auf sich selbst

  • Was sind Ihre eigenen Bedürfnisse?
  • Welche Aktivitäten haben Sie aufgegeben?
  • Was brauchen Sie, um sich wohlzufühlen?

3. Suchen Sie eigene Unterstützung

Co-Abhängigkeit ist ein ernstes Thema. Holen Sie sich professionelle Hilfe – für sich selbst, nicht nur als Anhängsel des Betroffenen.

4. Lernen Sie, “Nein” zu sagen

Üben Sie, Bitten abzulehnen, die Ihre Grenzen verletzen. Das ist keine Lieblosigkeit, sondern gesunde Selbstfürsorge.

Kinder schützen – Wenn Spielsucht die Familie belastet

Wenn der spielsüchtige Angehörige ein Elternteil ist, leiden besonders die Kinder. Sie brauchen besonderen Schutz und Unterstützung.

Wie Spielsucht Kinder beeinträchtigt

Kinder in suchtbelasteten Familien erleben:

  • Finanzielle Unsicherheit und Mangel
  • Emotionale Vernachlässigung
  • Häufige Konflikte zwischen den Eltern
  • Unberechenbarkeit und fehlende Verlässlichkeit
  • Schuldgefühle (“Ist es meine Schuld?“)
  • Scham (“Ich darf mit niemandem darüber sprechen”)

Diese Erfahrungen können langfristige psychische Folgen haben.

Wie Sie Ihre Kinder schützen

1. Altersgerechte Aufklärung

Erklären Sie Kindern, dass Spielsucht eine Krankheit ist – nicht ihre Schuld und nicht ein Zeichen mangelnder Liebe.

2. Emotionale Stabilität bieten

Seien Sie der verlässliche Anker. Schaffen Sie Routinen, Sicherheit und Vorhersehbarkeit im Alltag.

3. Finanzielle Grundbedürfnisse sichern

Stellen Sie sicher, dass Essen, Kleidung, Wohnung und Schulmaterial gewährleistet sind – notfalls durch strikte Finanzkontrolle.

4. Professionelle Hilfe für Kinder

Erwägen Sie Kinderpsychologie oder spezielle Angebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Kinder brauchen einen eigenen Raum, um ihre Gefühle zu verarbeiten.

5. Schützen Sie Kinder vor Manipulation

Der spielsüchtige Elternteil könnte versuchen, Kinder für Lügen einzuspannen oder Geld von ihnen zu leihen. Sprechen Sie klar mit Kindern über solche Grenzüberschreitungen.

Professionelle Hilfe für Angehörige – Sie sind nicht allein

Sie müssen diese Last nicht alleine tragen. Es gibt spezialisierte Hilfsangebote für Angehörige von Spielsüchtigen.

Angehörigen-Beratung

Die meisten Suchtberatungsstellen bieten separate Beratung für Angehörige an – unabhängig davon, ob der Betroffene selbst Hilfe sucht.

Hier erhalten Sie:

  • Verständnis und Entlastung
  • Informationen über Spielsucht
  • Unterstützung beim Grenzen setzen
  • Hilfe beim Umgang mit Co-Abhängigkeit
  • Rechtliche und finanzielle Beratung

Wichtig: Sie dürfen Beratung in Anspruch nehmen, auch wenn Ihr Angehöriger das nicht möchte!

Angehörigen-Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit anderen Betroffenen ist extrem wertvollvoll. In Angehörigen-Gruppen treffen Sie Menschen, die Ihre Situation wirklich verstehen.

Wo finden Sie Gruppen?

  • Gam-Anon (Angehörige von Spielsüchtigen)
  • Gruppen bei lokalen Suchtberatungsstellen
  • Online-Foren und virtuelle Selbsthilfegruppen

Psychotherapie für Angehörige

Wenn Sie selbst stark belastet sind, Depressionen entwickeln oder Ihre Lebensqualität massiv leidet, kann eine eigene Psychotherapie sinnvoll sein.

Die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.

Paartherapie oder Familientherapie

Wenn beide Partner bereit sind, kann eine gemeinsame Therapie helfen:

  • Kommunikation zu verbessern
  • Vertrauen wieder aufzubauen
  • Gemeinsame Strategien zu entwickeln
  • Die Beziehung zu retten oder einen gemeinsamen Weg zur Trennung zu finden

Praktische Sofortmaßnahmen für Angehörige

Wenn Sie gerade akut mit der Spielsucht eines Angehörigen konfrontiert sind, hier konkrete Schritte:

Schritt 1: Finanzielle Schadensbegrenzung (sofort)

  • Trennen Sie Ihre Konten, falls noch nicht geschehen
  • Sperren Sie gemeinsame Kreditkarten
  • Ändern Sie Online-Banking-Passwörter
  • Informieren Sie Ihre Bank über die Situation (vertraulich)
  • Überprüfen Sie, ob Kredite auf Ihren Namen aufgenommen wurden
  • Sichern Sie wichtige Dokumente und Wertgegenstände

Schritt 2: Sprechen Sie das Problem an (vorbereitet)

  • Wählen Sie einen ruhigen Zeitpunkt
  • Bleiben Sie bei Fakten und Ihrer Sorge
  • Bieten Sie Unterstützung bei der Hilfssuche an
  • Setzen Sie klare Grenzen

Schritt 3: Informieren Sie sich (Wissen ist Macht)

  • Lesen Sie sich in das Thema Spielsucht ein
  • Verstehen Sie die Mechanismen der Sucht
  • Lernen Sie über Behandlungsmöglichkeiten

Schritt 4: Holen Sie sich selbst Unterstützung

  • Rufen Sie die BZgA-Beratungshotline an: 0800 1 37 27 00
  • Kontaktieren Sie eine lokale Suchtberatungsstelle
  • Suchen Sie eine Angehörigen-Gruppe
  • Sprechen Sie mit vertrauten Menschen (wenn möglich)

Schritt 5: Langfristige Strategie entwickeln

  • Welche Grenzen setzen Sie?
  • Unter welchen Bedingungen bleiben Sie in der Beziehung?
  • Was sind Ihre eigenen Bedürfnisse?
  • Welche Unterstützung brauchen Sie langfristig?

Wenn nichts hilft – Die Frage der Trennung

Manchmal müssen Angehörige die schmerzhafte Entscheidung treffen, sich zu trennen. Dies ist besonders schwer, aber manchmal unausweichlich.

Wann ist eine Trennung in Erwägung zu ziehen?

  • Der Betroffene verweigert jede Hilfe dauerhaft
  • Es kommt zu häuslicher Gewalt
  • Ihre eigene Gesundheit leidet massiv (Depression, Angststörungen)
  • Ihre Kinder werden gefährdet oder stark belastet
  • Sie haben alles versucht und Ihre Grenzen sind wiederholt missachtet
  • Sie spüren, dass Sie sich selbst verlieren

Trennung ist keine Aufgabe der Liebe

Viele Angehörige quälen sich mit Schuldgefühlen: “Ich gebe auf” oder “Ich lasse ihn in der schwierigsten Zeit allein.”

Aber: Sie sind nicht verantwortlich für die Heilung des anderen. Manchmal ist eine Trennung der einzige Weg, sich selbst zu schützen – und manchmal ist sie auch der Weckruf, den der Betroffene braucht, um endlich Hilfe zu suchen.

Wie Sie eine Trennung vorbereiten

  • Holen Sie sich rechtliche Beratung (besonders bei gemeinsamen Schulden)
  • Sichern Sie Ihre Finanzen ab
  • Suchen Sie psychologische Unterstützung
  • Haben Sie einen konkreten Plan (Wohnung, finanzielle Absicherung)
  • Informieren Sie vertraute Personen
  • Schützen Sie Ihre Kinder

Eine Trennung bedeutet nicht das Ende jeder Unterstützung – Sie können weiterhin Hilfe anbieten, aber aus einer gesunden Distanz und ohne eigenes Opfer.

Hoffnung bewahren – Positive Perspektiven für Angehörige

So belastend die Situation auch ist: Es gibt Hoffnung. Viele Spielsüchtige finden mit der richtigen Hilfe den Weg aus der Sucht. Und auch Sie als Angehöriger können lernen, mit der Situation gesund umzugehen.

Erfolgsgeschichten gibt es

Tausende Menschen haben Spielsucht überwunden. Familien haben sich erholt. Beziehungen wurden nach schweren Krisen gestärkt. Vertrauen kann wieder aufgebaut werden.

Was Sie langfristig tun können

  • Bleiben Sie informiert und wachsam
  • Pflegen Sie Ihre eigene psychische Gesundheit
  • Feiern Sie kleine Fortschritte
  • Seien Sie geduldig – Genesung ist ein Prozess
  • Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrer Angehörigen-Gruppe
  • Vergeben Sie sich selbst Fehler im Umgang mit der Situation

Sie sind nicht allein

Millionen Angehörige weltweit teilen Ihre Erfahrung. Sie müssen diese Last nicht alleine tragen. Nehmen Sie Hilfe an – für sich selbst und damit auch für den Menschen, der Ihnen am Herzen liegt.

Wichtige Kontakte und Anlaufstellen für Angehörige

Telefonische Beratung

BZgA-Beratungshotline (kostenlos und anonym):

  • Telefon: 0800 1 37 27 00
  • Montag bis Donnerstag: 10-22 Uhr, Freitag bis Sonntag: 10-18 Uhr
  • Auch Beratung für Angehörige

Beratungsstellen vor Ort

  • Suchtberatungsstellen in Ihrer Stadt (Google: “Suchtberatung Spielsucht + Ihre Stadt”)
  • Caritas, Diakonie, AWO bieten oft spezielle Suchtberatung
  • Viele Stellen haben separate Angehörigen-Sprechstunden

Selbsthilfegruppen

Gam-Anon: Selbsthilfegruppen speziell für Angehörige von Spielsüchtigen

Anonyme Spieler (GA): Auch für Angehörige gibt es Gruppen

Online-Unterstützung

  • BZgA-Online-Beratung: www.bzga.de
  • Check-Dein-Spiel.de: Auch für Angehörige
  • Online-Foren für Angehörige (z.B. Spielsucht-Forum.de)

Zusammenfassung – Die wichtigsten Punkte für Angehörige

Als Angehöriger eines Spielsüchtigen befinden Sie sich in einer extrem belastenden Situation. Hier die Kernbotschaften:

  1. Spielsucht ist eine Krankheit – keine moralische Schwäche. Behandeln Sie sie entsprechend.

  2. Sie können die Sucht nicht heilen – nur der Betroffene kann die Entscheidung zur Veränderung treffen.

  3. Setzen Sie klare Grenzen – besonders finanziell. Zahlen Sie keine Spielschulden.

  4. Unterscheiden Sie Unterstützung von Ermöglichung – helfen Sie bei der Hilfssuche, aber übernehmen Sie keine Verantwortung für das Spielverhalten.

  5. Schützen Sie sich selbst – Ihre eigene psychische und finanzielle Gesundheit ist genauso wichtig.

  6. Holen Sie sich eigene Hilfe – Angehörigen-Beratung, Selbsthilfegruppen, Therapie.

  7. Co-Abhängigkeit vermeiden – Verlieren Sie sich nicht in der Rolle des Retters.

  8. Kinder schützen – Sie brauchen besondere Aufmerksamkeit und Stabilität.

  9. Trennung ist manchmal notwendig – und keine Aufgabe der Liebe, sondern Selbstschutz.

  10. Es gibt Hoffnung – Viele finden den Weg aus der Spielsucht. Bleiben Sie nicht allein mit dieser Last.

Sie verdienen Unterstützung, Verständnis und Hilfe. Zögern Sie nicht, diese in Anspruch zu nehmen. Indem Sie gut für sich selbst sorgen, können Sie auch eine bessere Stütze für Ihren Angehörigen sein – in einer gesunden, nachhaltigen Weise.

Häufig gestellte Fragen

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🎰 Spielsucht Ratgeber – Hilfe bei Glücksspielsucht finden

Professionelle Hilfe bei Spielsucht: Symptome erkennen, Therapiemöglichkeiten finden und den Weg aus der Glücksspielsucht meistern. Vertraulich und anonym.

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