Spielsucht vorbeugen – Wirksame Prävention und Schutz vor Glücksspielsucht
Wie können Sie Spielsucht vorbeugen? Wirksame Präventionsmaßnahmen, Schutzfaktoren und praktische Tipps für sicheres Glücksspiel – für sich selbst und Ihre Angehörigen.

Vielleicht spielen Sie gelegentlich Lotto, besuchen ab und zu ein Casino oder wetten online auf Sportergebnisse. Oder Sie machen sich Sorgen, dass Ihr Kind, Ihr Partner oder Sie selbst in eine Glücksspielsucht abrutschen könnten. Die gute Nachricht: Spielsucht lässt sich vorbeugen.
Prävention bedeutet nicht, dass Sie niemals Glücksspiel nutzen dürfen. Vielmehr geht es darum, ein gesundes, verantwortungsvolles Verhältnis zu entwickeln, Risikofaktoren zu kennen und Schutzfaktoren zu stärken. Je besser Sie informiert sind und je bewusster Sie mit Glücksspiel umgehen, desto geringer ist das Risiko einer Abhängigkeit.
In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, wie Sie sich selbst und Ihre Angehörigen wirksam vor Spielsucht schützen können. Von der Früherkennung von Risikofaktoren über verantwortungsvolles Spielen bis hin zu konkreten Präventionsstrategien für verschiedene Altersgruppen – hier finden Sie alle wichtigen Informationen.
Warum Prävention bei Spielsucht so wichtig ist
Spielsucht entwickelt sich meist schleichend. Was harmlos als gelegentliches Vergnügen beginnt, kann sich zu einer schwerwiegenden Abhängigkeit entwickeln. Die Folgen sind verheerend: finanzielle Zerrüttung, zerbrochene Beziehungen, psychische Erkrankungen und in schweren Fällen sogar Suizidgedanken.
Die Fakten sprechen für sich
Verbreitung in Deutschland:
- Etwa 200.000 bis 300.000 Menschen leiden an pathologischem Glücksspiel
- Weitere 400.000 bis 600.000 zeigen problematisches Spielverhalten
- Die Dunkelziffer ist hoch, da viele Betroffene ihre Sucht lange verheimlichen
Wirtschaftliche Folgen:
- Durchschnittliche Spielschulden liegen bei 40.000 bis 80.000 Euro
- Viele Betroffene verlieren Job, Wohnung und soziales Umfeld
- Die volkswirtschaftlichen Kosten werden auf mehrere Milliarden Euro jährlich geschätzt
Persönliche Folgen:
- Über 70 Prozent der Spielsüchtigen entwickeln depressive Symptome
- Das Suizidrisiko ist deutlich erhöht
- Familien und Beziehungen zerbrechen häufig
Prävention ist wirksamer als Behandlung
Während die Heilungsquoten bei manifester Spielsucht bei etwa 40 bis 60 Prozent liegen, kann durch gezielte Prävention das Risiko einer Abhängigkeit von vornherein deutlich gesenkt werden. Studien zeigen:
- Aufgeklärte Menschen entwickeln seltener Spielsucht
- Verantwortungsvolles Spielverhalten lässt sich lernen
- Frühe Intervention bei ersten Warnsignalen verhindert schwere Verläufe
- Soziale Schutzfaktoren wirken präventiv
Risikofaktoren verstehen – Wer ist besonders gefährdet?
Nicht jeder Mensch, der Glücksspiel nutzt, wird süchtig. Es gibt jedoch identifizierbare Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit erhöhen.
Biologische und genetische Faktoren
Genetische Veranlagung:
- Kinder von suchterkrankten Eltern haben ein 3 bis 4-fach erhöhtes Risiko
- Bestimmte genetische Varianten beeinflussen das Belohnungssystem im Gehirn
- Impulsivität und Sensation-Seeking sind teilweise genetisch bedingt
Neurobiologische Besonderheiten:
- Veränderungen im dopaminergen Belohnungssystem
- ADHS und andere neurologische Besonderheiten erhöhen das Risiko
- Männer sind häufiger betroffen als Frauen (Verhältnis etwa 2:1)
Was Sie tun können:
- Wenn in Ihrer Familie Suchterkrankungen vorkommen, seien Sie besonders vorsichtig
- Erkennen Sie Ihre Veranlagung an und entwickeln Sie bewusste Schutzmechanismen
- Sprechen Sie offen mit Ihren Kindern über familiäre Risiken
Psychische Risikofaktoren
Psychische Vorerkrankungen:
- Depression und Angststörungen
- Persönlichkeitsstörungen (besonders Borderline)
- ADHS und Aufmerksamkeitsstörungen
- Traumatische Erlebnisse und PTBS
Persönlichkeitsmerkmale:
- Hohe Impulsivität
- Geringes Selbstwertgefühl
- Schwierigkeiten in der Emotionsregulation
- Sensation-Seeking (Suche nach intensiven Erlebnissen)
- Perfektionismus und hohes Kontrollbedürfnis
Bewältigungsmuster:
- Flucht vor negativen Gefühlen durch Ablenkung
- Fehlende gesunde Stressbewältigungsstrategien
- Schwierigkeiten, Belohnungsaufschub zu tolerieren
Prävention:
- Behandeln Sie psychische Erkrankungen professionell
- Lernen Sie gesunde Emotionsregulation (Therapie, Meditation, Sport)
- Entwickeln Sie alternative Bewältigungsstrategien für Stress
- Arbeiten Sie an Ihrem Selbstwertgefühl
Soziale Risikofaktoren
Soziales Umfeld:
- Freunde oder Familie, die regelmäßig spielen
- Normalisierung von Glücksspiel im sozialen Umfeld
- Fehlende soziale Einbindung und Isolation
- Migration und kulturelle Entwurzelung
Lebensumstände:
- Finanzielle Probleme (paradoxerweise)
- Arbeitslosigkeit oder berufliche Unsicherheit
- Partnerschaftskonflikte oder Scheidung
- Schwere Lebensveränderungen oder Verluste
Frühe Prägung:
- Eltern, die selbst spielen oder Glücksspiel positiv darstellen
- Früher Erstkontakt mit Glücksspiel (vor dem 18. Lebensjahr)
- Fehlende Aufklärung über Risiken in der Familie
Prävention:
- Bauen Sie ein stabiles soziales Netzwerk auf
- Meiden Sie Umfelder, die exzessives Glücksspiel normalisieren
- Sprechen Sie in der Familie offen über Glücksspiel
- Seien Sie Ihren Kindern ein gutes Vorbild
Glücksspielbezogene Risikofaktoren
Art des Glücksspiels:
- Hochfrequente Spiele (Automaten, Online-Slots) sind riskanter als Lotto
- Online-Glücksspiel hat höheres Suchtpotenzial als stationäre Angebote
- Live-Wetten und schnelle Spiele erhöhen die Gefahr
Verfügbarkeit:
- Ständiger Zugang zu Online-Glücksspiel erhöht das Risiko
- Nähe zu Spielhallen oder Casinos
- Aggressive Werbung und Bonus-Angebote
Frühe Gewinne:
- Große Gewinne zu Beginn erhöhen die Suchtgefahr erheblich
- Sie verstärken die Illusion, Glücksspiel sei eine Einkommensquelle
- Das Gehirn speichert den Gewinn als starke positive Erfahrung
Prävention:
- Meiden Sie hochfrequente, schnelle Glücksspiele
- Nutzen Sie Verfügbarkeitsbeschränkungen (Zeitlimits, Sperren)
- Feiern Sie frühe Gewinne nicht übermäßig
- Verstehen Sie: Gewinne sind Zufall, nicht Können
Schutzfaktoren stärken – Was Sie vor Spielsucht bewahrt
Während Risikofaktoren die Gefahr erhöhen, gibt es auch Schutzfaktoren, die Sie vor Spielsucht bewahren können.
Soziale Schutzfaktoren
Stabile Beziehungen:
- Vertrauensvolle Partnerschaft oder Ehe
- Enge Bindungen zu Familie und Freunden
- Aktive soziale Teilhabe (Vereine, Gruppen, Gemeinschaften)
Warum es schützt: Menschen mit stabilen Beziehungen haben weniger Bedürfnis nach Flucht, erhalten emotionale Unterstützung und werden früh auf problematisches Verhalten angesprochen.
Wie Sie es stärken:
- Investieren Sie Zeit in Ihre Beziehungen
- Pflegen Sie Freundschaften aktiv
- Treten Sie Vereinen oder Gruppen bei
- Sprechen Sie offen über Probleme statt sie zu verheimlichen
Persönliche Schutzfaktoren
Gesundes Selbstwertgefühl:
- Sie definieren sich nicht über Gewinne oder materielle Erfolge
- Sie können mit Niederlagen und Frustrationen umgehen
- Sie kennen Ihre Stärken und akzeptieren Schwächen
Emotionale Regulation:
- Sie haben gesunde Strategien für Stress (Sport, Hobbys, Gespräche)
- Sie können negative Gefühle aushalten, ohne zu fliehen
- Sie nutzen keine Ersatzhandlungen (Glücksspiel, Alkohol) zur Gefühlsbetäubung
Finanzielle Kompetenz:
- Sie verstehen Wahrscheinlichkeiten und mathematische Zusammenhänge
- Sie können mit Geld umgehen und haben finanzielle Ziele
- Sie erkennen, dass Glücksspiel langfristig immer Verlust bedeutet
Wie Sie es stärken:
- Arbeiten Sie an Ihrem Selbstwertgefühl (Therapie, Coaching, Selbstreflexion)
- Lernen Sie Entspannungstechniken und Achtsamkeit
- Bilden Sie sich finanziell weiter
- Entwickeln Sie Hobbys, die Ihnen Erfüllung bringen
Strukturelle Schutzfaktoren
Berufliche Stabilität:
- Sinnstiftende Arbeit oder Ausbildung
- Finanzielle Sicherheit
- Tagesstruktur durch Beruf
Sinnvolle Freizeitgestaltung:
- Regelmäßige Hobbys ohne Glücksspielbezug
- Sportliche Aktivitäten
- Kreative oder intellektuelle Beschäftigungen
- Ehrenamtliches Engagement
Wissensbasis:
- Aufklärung über Suchtmechanismen
- Verständnis für statistische Wahrscheinlichkeiten
- Kritisches Bewusstsein gegenüber Glücksspielwerbung
Wie Sie es stärken:
- Schaffen Sie sich eine Tagesstruktur mit sinnvollen Aktivitäten
- Finden Sie ein Hobby, das Ihnen echte Freude bereitet
- Informieren Sie sich über Glücksspiel und Sucht
- Hinterfragen Sie Werbebotschaften kritisch
Verantwortungsvolles Spielen – Die goldenen Regeln
Wenn Sie Glücksspiel nutzen möchten, ohne in eine Sucht zu rutschen, sollten Sie diese grundlegenden Regeln befolgen:
Regel 1: Setzen Sie klare Grenzen – vorher
Zeit-Limits:
- Entscheiden Sie vor dem Spielen, wie lange Sie spielen werden
- Stellen Sie einen Timer oder Wecker
- Wenn die Zeit um ist, hören Sie auf – egal ob Sie gewinnen oder verlieren
Geld-Limits:
- Legen Sie fest, wie viel Geld Sie maximal einsetzen (z.B. 20 Euro pro Monat)
- Nehmen Sie nur diesen Betrag mit oder zahlen Sie nur diesen ein
- Betrachten Sie dieses Geld als Freizeitbudget, nicht als Investition
- Wenn das Limit erreicht ist, hören Sie auf
Wichtig: Diese Grenzen müssen VOR dem Spielen festgelegt werden, nicht währenddessen. Unter dem Einfluss des Spiels sind rationale Entscheidungen kaum möglich.
Regel 2: Spielen Sie niemals, um Probleme zu lösen
Niemals spielen:
- Um finanzielle Probleme zu lösen
- Um negative Gefühle zu betäuben (Stress, Trauer, Angst, Langeweile)
- Um vor Konflikten zu fliehen
- Als einzige Freizeitaktivität
Stattdessen:
- Suchen Sie bei finanziellen Problemen professionelle Schuldnerberatung
- Entwickeln Sie gesunde Stressbewältigungsstrategien
- Sprechen Sie Konflikte offen an
- Haben Sie mehrere Hobbys und Interessen
Regel 3: Verstehen Sie die Mathematik
Grundlegende Wahrheit: Das Haus gewinnt immer. Langfristig verlieren Sie Geld.
Wahrscheinlichkeiten kennen:
- Lotto: Chance auf 6 Richtige etwa 1:140 Millionen
- Spielautomaten: Auszahlungsquote meist 85-95% (Sie verlieren also 5-15% Ihres Einsatzes)
- Roulette: Hausvorteil durch die Null
- Sportwetten: Wettquoten immer zugunsten des Anbieters
Denkfehler vermeiden:
- Es gibt kein “System” oder “Strategie” gegen Zufall
- Vergangene Ergebnisse beeinflussen zukünftige nicht (“Der Jackpot ist überfällig” – Nein!)
- Gewinne sind Zufall, keine Belohnung für Geschick
Prävention:
- Betrachten Sie Glücksspiel als Unterhaltung, nicht als Einkommensquelle
- Akzeptieren Sie, dass Sie langfristig Geld verlieren werden
- Wenn Sie gewinnen, sehen Sie es als Glück, nicht als Beweis für Können
Regel 4: Spielen Sie niemals unter Einfluss
Alkohol und Drogen:
- Alkohol vermindert die Impulskontrolle erheblich
- Unter Alkoholeinfluss werden Limits überschritten
- Die Kombination Glücksspiel + Alkohol ist besonders riskant
Emotionale Zustände:
- Spielen Sie nicht, wenn Sie emotional aufgewühlt sind
- Weder in Euphorie noch in Depression
- Warten Sie, bis Sie wieder ausgeglichen sind
Regel 5: Jagen Sie niemals Verlusten hinterher
Das gefährlichste Verhaltensmuster:
- Nach Verlusten sofort weiterzuspielen, um das Geld zurückzugewinnen
- Einsätze zu erhöhen, um schneller “wieder rauszukommen”
- “Nur noch dieses eine Spiel” – immer wieder
Warum es so gefährlich ist:
- Sie geraten in eine Abwärtsspirale
- Verluste werden größer statt kleiner
- Emotionale Kontrolle geht verloren
Die Regel:
- Wenn Sie verlieren, akzeptieren Sie es und hören Sie auf
- Setzen Sie sich eine “Verlust-Stoppregel” (z.B. nach 10 Euro Verlust ist Schluss)
- Kommen Sie niemals zurück, um Verluste auszugleichen
Regel 6: Gewinne mitnehmen
Wenn Sie gewinnen:
- Hören Sie auf oder spielen Sie maximal mit dem ursprünglichen Einsatz weiter
- Zahlen Sie Gewinne aus, lassen Sie sie nicht auf dem Spielkonto
- Nutzen Sie Gewinne für etwas Sinnvolles, nicht für weiteres Spielen
Warum wichtig:
- Verhindert, dass Sie Gewinne wieder verspielen
- Verstärkt den Unterhaltungswert (Sie haben tatsächlich etwas gewonnen)
- Durchbricht den Teufelskreis
Regel 7: Nutzen Sie technische Hilfsmittel
Selbstschutzmaßnahmen:
- Aktivieren Sie Einzahlungslimits bei Online-Glücksspiel
- Nutzen Sie Zeitlimits und Session-Erinnerungen
- Schalten Sie Werbung und Benachrichtigungen ab
- Führen Sie ein Spieltagebuch (was, wann, wie viel)
Bei ersten Warnsignalen:
- Nutzen Sie Selbstsperren (OASIS für Online-Glücksspiel)
- Löschen Sie Glücksspiel-Apps
- Bitten Sie jemanden, Ihre Finanzen zu kontrollieren
Prävention für verschiedene Altersgruppen
Präventionsstrategien sollten altersgerecht angepasst werden:
Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre)
Jugendliche sind besonders gefährdet und benötigen spezielle Präventionsmaßnahmen. In unserem ausführlichen Ratgeber über Spielsucht bei Jugendlichen finden Sie umfassende Informationen zu diesem Thema.
Besondere Gefährdung:
- Gehirn noch in Entwicklung, Impulskontrolle schwächer
- Anfälliger für Werbung und Peer-Pressure
- Früher Erstkontakt mit Glücksspiel erhöht Suchtrisiko erheblich
- Online-Glücksspiel und Glücksspielelemente in Videospielen
Präventionsstrategien für Eltern:
1. Aufklärung und offene Gespräche:
- Sprechen Sie altersgerecht über Glücksspiel und Risiken
- Erklären Sie Wahrscheinlichkeiten spielerisch (z.B. beim Würfeln)
- Thematisieren Sie Werbetricks und manipulative Strategien
- Nehmen Sie Fragen ernst und antworten Sie ehrlich
2. Vorbildfunktion:
- Spielen Sie selbst nicht vor Kindern
- Zeigen Sie gesunden Umgang mit Geld
- Leben Sie vor, wie man mit Niederlagen umgeht
- Vermeiden Sie Aussagen wie “Nur noch ein Lottoschein und wir sind reich”
3. Medienkompetenz fördern:
- Kontrollieren Sie Zugang zu Online-Glücksspiel
- Achten Sie auf Glücksspielelemente in Games (Lootboxen, Gacha-Mechaniken)
- Setzen Sie Bildschirmzeiten und überwachen Sie Online-Aktivitäten
- Installieren Sie Jugendschutzfilter
4. Finanzielle Bildung:
- Geben Sie Kindern Taschengeld und lassen Sie sie lernen, damit umzugehen
- Erklären Sie Wert von Geld und Arbeit
- Vermitteln Sie Sparen und Budgetplanung
- Zeigen Sie, dass Wohlstand durch Arbeit entsteht, nicht durch Glücksspiel
5. Stärkung des Selbstwertgefühls:
- Fördern Sie Hobbys und Talente
- Geben Sie Anerkennung für Leistungen, nicht für materiellen Besitz
- Helfen Sie beim Aufbau sozialer Kompetenzen
- Schaffen Sie sichere, liebevolle Familienstrukturen
Warnsignale bei Jugendlichen:
- Plötzlich viel Geld oder auffälliger Geldmangel
- Heimliches Verhalten, Lügen
- Leistungsabfall in Schule oder Ausbildung
- Rückzug von Freunden und Familie
- Übermäßig viel Zeit am Computer/Smartphone
Junge Erwachsene (18-30 Jahre)
Besondere Gefährdung:
- Legaler Zugang zu allen Glücksspielformen
- Hohe Risikobereitschaft in dieser Lebensphase
- Soziales Umfeld (Studierende, junge Berufstätige) oft glücksspielaffin
- Finanzielle Unsicherheit und Experimentierfreude
Präventionsstrategien:
1. Selbstreflexion:
- Fragen Sie sich: Warum spiele ich? Zur Unterhaltung oder aus anderen Gründen?
- Beobachten Sie Ihr Spielverhalten kritisch
- Nutzen Sie Online-Selbsttests (z.B. auf check-dein-spiel.de)
2. Soziales Umfeld bewusst wählen:
- Machen Sie Glücksspiel nicht zur sozialen Norm in Ihrer Gruppe
- Suchen Sie Freizeitaktivitäten ohne Glücksspiel
- Sprechen Sie in der Gruppe offen über Risiken
3. Finanzielles Management:
- Führen Sie ein Budget
- Setzen Sie klare Limits für “Spaßausgaben”
- Bauen Sie Ersparnisse auf
- Trennen Sie Lebenshaltungskosten von Freizeitbudget
4. Stressbewältigung:
- Finden Sie gesunde Wege, mit Leistungsdruck umzugehen
- Sport, Meditation, soziale Kontakte statt Glücksspiel
- Bei psychischen Problemen: Professionelle Hilfe suchen
Erwachsene und Senioren (30+ Jahre)
Besondere Gefährdung:
- Lebensveränderungen (Scheidung, Jobverlust, Rente)
- Soziale Isolation im Alter
- Finanzielle Verantwortung (Familie, Altersvorsorge)
- Online-Glücksspiel auch für ältere Menschen zunehmend zugänglich
Präventionsstrategien:
1. Lebenskrisen bewältigen:
- Suchen Sie aktiv Unterstützung bei Veränderungen
- Nutzen Sie professionelle Beratung bei Scheidung, Jobverlust etc.
- Bauen Sie neue soziale Strukturen auf (z.B. nach Renteneintritt)
- Glücksspiel ist keine Lösung für Lebenskrisen
2. Soziale Einbindung:
- Pflegen Sie Freundschaften und Familie aktiv
- Treten Sie Vereinen oder Gruppen bei
- Engagieren Sie sich ehrenamtlich
- Suchen Sie aktiv nach sozialen Kontakten
3. Finanzielle Vorsorge:
- Schützen Sie Ihre Altersvorsorge konsequent
- Niemals Renten- oder Spargelder für Glücksspiel nutzen
- Bei finanziellen Problemen: Schuldnerberatung, nicht Glücksspiel
4. Kritischer Medienkonsum:
- Hinterfragen Sie Glücksspielwerbung kritisch
- Lassen Sie sich nicht von Bonus-Angeboten verleiten
- Verstehen Sie: Werbung manipuliert bewusst
Wie Sie erste Warnsignale erkennen und frühzeitig gegensteuern
Prävention bedeutet auch, erste Warnsignale der Spielsucht ernst zu nehmen und sofort zu handeln:
Frühe Warnsignale
Verhaltenswarnzeichen:
- Sie denken häufiger ans Glücksspiel als früher
- Sie spielen länger oder mit höheren Einsätzen
- Sie verheimlichen Ihr Spielverhalten vor anderen
- Sie spielen, um negative Gefühle zu verdrängen
Finanzielle Warnzeichen:
- Sie überschreiten Ihr festgelegtes Budget
- Sie leihen sich Geld zum Spielen
- Sie vernachlässigen andere Ausgaben zugunsten des Glücksspiels
Emotionale Warnzeichen:
- Sie werden unruhig, wenn Sie nicht spielen können
- Sie jagen Verlusten hinterher
- Sie fühlen Scham oder Schuld nach dem Spielen
Sofortmaßnahmen bei ersten Warnsignalen
1. Stoppen und reflektieren:
- Legen Sie eine Spielpause von mindestens 4 Wochen ein
- Nutzen Sie diese Zeit für ehrliche Selbstreflexion
- Führen Sie ein Tagebuch über Ihre Gedanken und Gefühle
2. Grenzen verschärfen:
- Reduzieren Sie Zeit- und Geldlimits drastisch
- Nutzen Sie Selbstausschlüsse und Sperren
- Geben Sie Bankzugang an Vertrauensperson ab
3. Unterstützung suchen:
- Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson
- Rufen Sie die BZgA-Beratungshotline an: 0800 1 37 27 00
- Vereinbaren Sie einen Termin bei einer Suchtberatungsstelle
- Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe
4. Alternativen aufbauen:
- Suchen Sie aktiv nach anderen Freizeitbeschäftigungen
- Investieren Sie Zeit in soziale Kontakte
- Entwickeln Sie gesunde Stressbewältigungsstrategien
5. Professionelle Hilfe:
- Wenn Warnsignale anhalten: Zögern Sie nicht, professionelle Beratung zu suchen
- Frühe Intervention ist deutlich erfolgreicher als späte Behandlung
- Es ist keine Schande, Hilfe zu brauchen
Prävention im digitalen Zeitalter – Besondere Herausforderungen
Online-Glücksspiel stellt eine besondere Herausforderung für Prävention dar:
Warum Online-Glücksspiel besonders riskant ist
Ständige Verfügbarkeit:
- 24/7 erreichbar, von überall
- Kein physischer Weg nötig, keine natürliche Barriere
- Impulsives Spielen wird erleichtert
Anonymität und Isolation:
- Niemand sieht Sie spielen
- Keine soziale Kontrolle
- Verstärkung von Scham und Verheimlichung
Hohe Geschwindigkeit:
- Sehr schnelle Spielabläufe
- Wenig Zeit zum Nachdenken zwischen Einsätzen
- Höheres Suchtpotenzial als langsame Spiele
Manipulative Gestaltung:
- Grafik und Sound stimulieren das Belohnungssystem
- “Fast Wins” (Beinahe-Gewinne) halten Sie beim Spielen
- Verluste werden optisch minimiert
- Bonus-Angebote verleiten zu weiterem Spielen
Präventionsstrategien für Online-Glücksspiel
1. Technische Barrieren:
- Nutzen Sie Website-Blocker (z.B. Cold Turkey, Freedom, Gamban)
- Aktivieren Sie DNS-Filter gegen Glücksspielseiten
- Löschen Sie alle Glücksspiel-Apps
- Deaktivieren Sie Werbung und Benachrichtigungen
2. OASIS-Sperre:
- Tragen Sie sich in die bundesweite Sperrdatei ein
- Gilt für alle legalen Online-Glücksspielanbieter in Deutschland
- Mindestdauer 3 Monate, besser: Dauerhaft
3. Finanzielle Kontrolle:
- Nutzen Sie Zahlungsmethoden, die bei Glücksspiel nicht funktionieren
- Keine Kreditkarten für Online-Glücksspiel
- E-Wallets (PayPal etc.) für Glücksspiel sperren lassen
- Banking-App mit Transaktionskontrollen nutzen
4. Bewusster Medienkonsum:
- Reduzieren Sie Bildschirmzeit generell
- Nutzen Sie Ihr Smartphone bewusst, nicht als Dauerbeschäftigung
- Füllen Sie Offline-Zeit mit sinnvollen Aktivitäten
Gesellschaftliche Prävention – Was Politik und Anbieter tun können
Individuelle Prävention ist wichtig, aber auch strukturelle Maßnahmen sind notwendig:
Regulierung und Jugendschutz
Wirksame Maßnahmen:
- Strenge Alterskontrollen bei Online-Glücksspiel
- Werbeeinschränkungen (besonders zu Zeiten, wenn Kinder fernsehen)
- Verpflichtende Einzahlungslimits
- Spielersperrdateien wie OASIS
- Glücksspielabgabe zur Finanzierung von Prävention und Suchthilfe
Was noch fehlt:
- Strengere Begrenzung von Werbung generell
- Höhere Steuern auf Glücksspiel
- Bessere Aufklärungskampagnen
- Mehr Investitionen in Suchtprävention
Verantwortung der Anbieter
Was seriöse Anbieter tun sollten:
- Deutliche Warnhinweise auf Risiken
- Einfache Selbstausschluss-Mechanismen
- Erkennung von problematischem Spielverhalten durch KI
- Proaktive Ansprache gefährdeter Spieler
- Keine manipulative Werbung
- Finanzierung von Suchtprävention
Was Sie als Konsument tun können:
- Meiden Sie unseriöse Anbieter ohne Lizenz
- Nutzen Sie nur Anbieter mit deutschen Lizenzen
- Achten Sie auf verantwortungsvolle Geschäftspraktiken
- Beschweren Sie sich bei unverantwortlicher Werbung
Zusammenfassung – Ihr persönlicher Präventionsplan
Spielsucht lässt sich vorbeugen, wenn Sie bewusst und verantwortungsvoll handeln. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:
Die Grundlagen der Prävention:
- Risikofaktoren kennen: Genetik, psychische Erkrankungen, soziales Umfeld, Art des Glücksspiels
- Schutzfaktoren stärken: Soziale Beziehungen, Selbstwertgefühl, finanzielle Bildung, sinnvolle Hobbys
- Verantwortungsvoll spielen: Klare Grenzen, niemals Probleme mit Glücksspiel lösen, Mathematik verstehen
- Früherkennung: Warnsignale ernst nehmen und sofort gegensteuern
Ihr persönlicher Präventionsplan:
Sofort umsetzbar:
- Setzen Sie klare Zeit- und Geldlimits, bevor Sie spielen
- Nutzen Sie technische Hilfsmittel (Limits, Sperren, Blocker)
- Informieren Sie sich über Wahrscheinlichkeiten und Suchtmechanismen
- Sprechen Sie mit Familie und Freunden offen über Glücksspiel
Mittelfristig aufbauen:
- Entwickeln Sie Hobbys und Interessen ohne Glücksspielbezug
- Stärken Sie Ihr soziales Netzwerk
- Arbeiten Sie an gesunden Stressbewältigungsstrategien
- Bilden Sie sich finanziell weiter
Langfristig beibehalten:
- Bleiben Sie kritisch gegenüber Ihrem Spielverhalten
- Nutzen Sie regelmäßig Selbsttests
- Bei ersten Warnsignalen: Sofort professionelle Beratung suchen
- Seien Sie ein gutes Vorbild für Kinder und Jugendliche
Die wichtigsten Botschaften:
- Glücksspiel ist kein Weg zu Geld oder Problemlösung
- Langfristig verliert man immer – das ist mathematische Gewissheit
- Wenn Sie spielen: Nur zur Unterhaltung, mit klaren Grenzen
- Bei ersten Anzeichen von Kontrollverlust: Sofort stoppen und Hilfe suchen
- Sie sind nicht allein – Beratung ist kostenlos und vertraulich
Nächste Schritte:
- Reflektieren Sie ehrlich: Wie ist Ihr Verhältnis zu Glücksspiel?
- Wenn Sie spielen: Setzen Sie ab heute klare Grenzen
- Sprechen Sie mit Ihren Kindern oder Angehörigen über Risiken
- Bei Unsicherheit: Nutzen Sie Online-Selbsttests oder rufen Sie die BZgA an
- Lesen Sie weiter: Spielsucht erkennen – Die wichtigsten Symptome
Wichtige Kontakte:
- BZgA-Beratungshotline: 0800 1 37 27 00 (kostenlos, anonym, Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr)
- Online-Selbsttest: www.check-dein-spiel.de
- Suchthilfeverzeichnis: www.suchthilfeverzeichnis.de
- Anonyme Spieler: www.anonyme-spieler.org
Denken Sie daran: Prävention ist keine Garantie, aber sie senkt das Risiko erheblich. Indem Sie bewusst und informiert mit Glücksspiel umgehen, schützen Sie sich und Ihre Angehörigen vor den verheerenden Folgen einer Spielsucht. Handeln Sie präventiv – es ist nie zu früh, aber manchmal zu spät.
Glücksspiel sollte niemals mehr sein als gelegentliche Unterhaltung mit klaren Grenzen. Wenn Sie merken, dass es mehr wird, zögern Sie nicht, Hilfe zu suchen. Die Beratungsangebote sind da – nutzen Sie sie.
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