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Spielsucht Selbsthilfe – Wirksame Strategien und praktische Tipps

Entdecken Sie bewährte Selbsthilfe-Strategien bei Spielsucht: Von Sofortmaßnahmen bis langfristigen Techniken - konkrete Hilfe für den Weg aus der Glücksspielsucht.

Spielsucht Hilfe Portal
Aktualisiert: 27. Oktober 2025
Person plant positiv ihre Zukunft ohne Glücksspiel mit Notizen und Selbsthilfe-Strategien

Der Kampf gegen die Spielsucht kann überwältigend wirken. Vielleicht haben Sie bereits erkannt, dass Ihr Spielverhalten problematisch ist, und fragen sich jetzt: Was kann ich selbst tun? Die gute Nachricht: Es gibt wirksame Selbsthilfe-Strategien, die Ihnen helfen können, die Kontrolle zurückzugewinnen.

Selbsthilfe bedeutet nicht, dass Sie alles alleine schaffen müssen. Vielmehr geht es darum, aktiv Verantwortung für Ihre Genesung zu übernehmen und praktische Werkzeuge zu nutzen, die nachweislich funktionieren. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie konkrete Strategien, Sofortmaßnahmen und langfristige Techniken, die Ihnen auf dem Weg aus der Glücksspielsucht helfen.

Warum ist Selbsthilfe bei Spielsucht wichtig?

Selbsthilfe ist ein zentraler Baustein auf dem Weg aus der Spielsucht – sowohl eigenständig als auch in Kombination mit professioneller Therapie. Sie ermöglicht Ihnen:

Sofortige Handlungsfähigkeit: Sie müssen nicht auf einen Therapieplatz warten, sondern können heute beginnen, etwas zu verändern.

Stärkung der Selbstwirksamkeit: Jeder erfolgreiche Tag ohne Glücksspiel stärkt Ihr Vertrauen in die eigene Kraft und zeigt: Sie können es schaffen.

Langfristige Stabilität: Selbsthilfe-Techniken begleiten Sie ein Leben lang und helfen auch nach einer Therapie, Rückfälle zu vermeiden.

Ergänzung zur Therapie: Professionelle Behandlung und Selbsthilfe verstärken sich gegenseitig. Sie lernen in der Therapie Strategien, die Sie im Alltag selbst anwenden.

Die Grenzen der Selbsthilfe kennen

Ehrlichkeit ist wichtig: Selbsthilfe allein reicht bei schwerer Spielsucht oft nicht aus. Bei folgenden Anzeichen sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen:

  • Mehrfache erfolglose Selbsthilfe-Versuche
  • Schwere finanzielle oder rechtliche Probleme
  • Begleitende psychische Erkrankungen (Depression, Angststörungen)
  • Suizidgedanken
  • Völliger Kontrollverlust über das Spielverhalten

In solchen Fällen ist Selbsthilfe eine wichtige Ergänzung, aber kein Ersatz für professionelle Therapie. Informationen über ambulante Therapiemöglichkeiten finden Sie in unserem ausführlichen Ratgeber.

Sofortmaßnahmen bei akutem Suchtdruck

Der Drang zu spielen kann überwältigend sein. Diese Notfall-Strategien helfen Ihnen, kritische Momente zu überstehen:

1. Die 5-Minuten-Regel

Wie es funktioniert: Wenn der Suchtdruck kommt, sagen Sie sich: “Ich warte erst einmal 5 Minuten.” Oft lässt die Intensität des Verlangens bereits in dieser kurzen Zeit nach.

Warum es wirkt: Suchtdruck verläuft in Wellen. Er steigt an, erreicht einen Höhepunkt und fällt dann wieder ab – meist innerhalb von 15 bis 20 Minuten. Indem Sie die ersten Minuten überbrücken, kommen Sie über den kritischen Punkt hinweg.

Praktische Umsetzung:

  • Stellen Sie sich einen Timer auf 5 Minuten
  • Nutzen Sie diese Zeit für eine Ablenkungsaktivität
  • Nach 5 Minuten entscheiden Sie neu: Weitere 5 Minuten oder eine andere Strategie

2. Physischer Ortswechsel

Wie es funktioniert: Verlassen Sie sofort die Situation, in der Sie sich befinden. Gehen Sie nach draußen, in einen anderen Raum oder zu einem sicheren Ort.

Warum es wirkt: Suchtdruck ist oft an bestimmte Orte und Situationen gekoppelt (Trigger). Der Ortswechsel unterbricht diese Verbindung und verschafft Ihnen mentalen Abstand.

Praktische Beispiele:

  • Stehen Sie vom Computer auf und gehen Sie spazieren
  • Verlassen Sie die Nähe der Spielhalle und fahren Sie nach Hause
  • Gehen Sie in ein Café, zur Tankstelle oder zu einem Freund

3. Notfall-Kontakte aktivieren

Wie es funktioniert: Rufen Sie sofort eine Vertrauensperson an – Familie, Freunde oder eine Beratungshotline.

Warum es wirkt: Das Aussprechen des Suchtdrucks nimmt ihm bereits einen Teil seiner Macht. Zudem erhalten Sie Unterstützung und Ermutigung in einem kritischen Moment.

Wichtige Kontakte speichern:

  • BZgA-Beratungshotline: 0800 1 37 27 00 (kostenlos, anonym)
  • Telefonnummern von Vertrauenspersonen
  • Ihre Selbsthilfegruppe oder Ihren Therapeuten
  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222

4. Die STOPP-Technik

Wie es funktioniert:

  • Stopp: Halten Sie inne und sagen Sie laut “Stopp!”
  • Tiefes Atmen: Atmen Sie bewusst tief ein und aus (4-7-8-Methode)
  • Observieren: Beobachten Sie Ihre Gedanken und Gefühle ohne zu urteilen
  • Perspektive: Fragen Sie sich: “Was passiert, wenn ich jetzt spiele?”
  • Plan umsetzen: Aktivieren Sie einen Ihrer Notfallpläne

Warum es wirkt: Die Technik unterbricht den automatischen Impuls und verschafft Ihnen einen Moment bewusster Entscheidung.

5. Körperliche Aktivität

Wie es funktioniert: Bewegen Sie sich intensiv – Liegestütze, Joggen, Treppensteigen oder eine kalte Dusche.

Warum es wirkt: Körperliche Aktivität setzt Endorphine frei, reduziert Stress und lenkt Sie vom Suchtdruck ab. Das Gehirn bekommt einen alternativen Stimulus.

Schnelle Übungen:

  • 20 Liegestütze oder Kniebeugen
  • 10 Minuten schnelles Gehen oder Joggen
  • Kalte Dusche oder Gesicht mit kaltem Wasser waschen
  • Intensives Aufräumen oder Putzen

Langfristige Selbsthilfe-Strategien

Über die Sofortmaßnahmen hinaus brauchen Sie langfristige Strategien, die Ihr Leben strukturieren und die Ursachen der Spielsucht angehen.

1. Finanzielle Absicherung schaffen

Warum wichtig: Ohne Zugang zu Geld ist Glücksspiel praktisch unmöglich. Finanzielle Kontrollen sind daher eine der wirksamsten Selbsthilfe-Maßnahmen.

Konkrete Schritte:

Bankzugang einschränken:

  • Geben Sie EC-Karte und Online-Banking-Zugang an eine Vertrauensperson ab
  • Vereinbaren Sie feste Zeiten für Bargeldabhebungen (z.B. wöchentlich)
  • Legen Sie ein Tageslimit fest (z.B. 20 Euro Bargeld)

Schuldenregulierung:

  • Kontaktieren Sie eine Schuldnerberatung
  • Erstellen Sie einen Überblick über alle Schulden
  • Vereinbaren Sie Ratenzahlungen
  • Wichtig: Keine neuen Schulden aufnehmen

Transparenz schaffen:

  • Führen Sie ein Haushaltsbuch
  • Teilen Sie Ihre finanzielle Situation mit einer Vertrauensperson
  • Lassen Sie Kontoauszüge von jemandem kontrollieren

Automatisierung:

  • Richten Sie Daueraufträge für Fixkosten ein
  • Nutzen Sie separate Konten für Fixkosten und Lebenshaltung
  • Begrenzen Sie Kreditkarten-Limits oder kündigen Sie diese

2. Spielersperren konsequent nutzen

Warum wichtig: Sperren schaffen physische und digitale Barrieren gegen impulsives Spielen.

OASIS-Sperre (Online-Glücksspiel):

  • Bundesweite Sperrdatei für alle legalen Online-Glücksspielanbieter in Deutschland
  • Anmeldung über teilnehmende Anbieter oder Beratungsstellen
  • Mindestdauer: 3 Monate, empfohlen: lebenslang
  • Wirkt binnen 3 Werktagen

Spielhallen- und Casino-Sperren:

  • Persönliche Vorsprache in Spielhallen oder Casinos
  • Alternativ: Sperre über Beratungsstellen beantragen
  • Dokumentieren Sie alle ausgesprochenen Sperren

Digitale Barrieren:

  • Website-Blocker installieren (z.B. Cold Turkey, Freedom)
  • Werbefilter aktivieren (Glücksspiel-Werbung blockieren)
  • Glücksspiel-Apps vom Smartphone löschen
  • DNS-Filter einrichten (OpenDNS Family Shield)

Wichtig: Informieren Sie eine Vertrauensperson über alle Sperren, damit diese Sie daran erinnern kann.

3. Trigger identifizieren und vermeiden

Warum wichtig: Bestimmte Situationen, Gefühle oder Orte lösen den Drang zu spielen aus. Wer seine Trigger kennt, kann ihnen gezielt ausweichen oder anders damit umgehen.

Trigger-Tagebuch führen:

Notieren Sie über 2 Wochen:

  • Wann verspürten Sie den Drang zu spielen?
  • Wo waren Sie? (Ort)
  • Was haben Sie zuvor gemacht?
  • Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?
  • Welche Gefühle hatten Sie? (Stress, Langeweile, Einsamkeit, Wut)
  • Haben Sie gespielt oder widerstanden?

Häufige Trigger:

Emotionale Trigger:

  • Stress und Überforderung
  • Langeweile und Leere
  • Einsamkeit
  • Ärger und Wut
  • Niedergeschlagenheit oder Depression

Situative Trigger:

  • Bestimmte Orte (Nähe von Spielhallen, Wettbüros)
  • Tageszeiten (z.B. abends allein zu Hause)
  • Finanzielle Sorgen (paradoxerweise)
  • Alkoholkonsum (vermindert Impulskontrolle)
  • Konflikte in Beziehungen

Soziale Trigger:

  • Treffen mit Personen, mit denen Sie früher gespielt haben
  • Glücksspiel-Werbung (TV, Internet, Social Media)
  • Sportereignisse (bei Sportwetten)
  • Gesellschaftliche Anlässe mit Glücksspiel

Vermeidungsstrategien entwickeln:

  • Meiden Sie risikoreiche Orte (andere Route zur Arbeit wählen)
  • Planen Sie Ihre Tage strukturiert (keine Leerlaufzeiten)
  • Entwickeln Sie alternative Reaktionen auf emotionale Trigger
  • Informieren Sie Freunde: “Bitte sprich Glücksspiel nicht an”
  • Verlassen Sie Situationen, die zu riskant werden

4. Neue Routinen und Gewohnheiten aufbauen

Warum wichtig: Glücksspiel hat wahrscheinlich viel Zeit und Raum in Ihrem Leben eingenommen. Diese Lücke muss gefüllt werden – mit sinnvollen, gesunden Aktivitäten.

Tagesstruktur schaffen:

Morgenroutine:

  • Feste Aufstehzeit
  • Frühstück ohne Handy oder Computer
  • Kurze Bewegung (Spaziergang, Yoga)
  • Positive Affirmation oder Tagesplanung

Tagsüber:

  • Konkrete Pläne für jede Tageszeit
  • Regelmäßige Mahlzeiten
  • Feste Arbeit oder Beschäftigung
  • Keine langen ungeplanten Phasen

Abendroutine:

  • Feste Zeit für Entspannung (ohne Bildschirm)
  • Vorbereitung des nächsten Tags
  • Reflektionstagebuch: Was lief gut heute?
  • Feste Schlafenszeit

Neue Hobbys entdecken:

  • Sport (Fitnessstudio, Laufen, Schwimmen, Mannschaftssport)
  • Kreative Tätigkeiten (Malen, Musik, Handwerk)
  • Soziales Engagement (Ehrenamt, Vereine)
  • Bildung (VHS-Kurse, Online-Lernen, Lesen)
  • Natur (Wandern, Gärtnern)

Wichtig: Wählen Sie Aktivitäten, die Ihnen echte Freude bereiten und bei denen Sie andere Menschen treffen.

5. Rückfallprävention trainieren

Warum wichtig: Rückfälle sind bei Suchterkrankungen häufig. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen und vorbereitet sind.

Frühwarnsignale erkennen:

Mentale Warnsignale:

  • Verklärende Erinnerungen an frühere Gewinne
  • Gedanken wie “Einmal geht schon”
  • Verharmlosung des Problems
  • Suche nach Ausreden

Emotionale Warnsignale:

  • Zunehmende Gereiztheit
  • Innere Unruhe
  • Vernachlässigung von Selbstfürsorge
  • Rückzug von Unterstützungssystemen

Verhaltens-Warnsignale:

  • Weniger Kontakt zu Selbsthilfegruppe oder Therapeut
  • Annäherung an Glücksspielorte
  • Gedankliches Beschäftigen mit Glücksspiel
  • Finanzielle Experimente (z.B. “testen”, ob man wieder Zugang hätte)

Notfallplan erstellen:

Schreiben Sie auf eine Karte, die Sie immer bei sich tragen:

MEIN NOTFALLPLAN

Wenn ich den Drang verspüre zu spielen:

1. STOPP - Tief durchatmen
2. Person XY anrufen: [Telefonnummer]
3. BZgA-Hotline: 0800 1 37 27 00
4. Ortswechsel: Gehe zu [sicherer Ort]
5. Aktivität: [Ihre beste Ablenkung]

Ich erinnere mich:
- Warum ich aufgehört habe: [Ihr Hauptgrund]
- Was ich durch Spielsucht verloren habe: [Konkret]
- Wie gut es mir ohne Spielen geht: [Erfolge]

Bei Rückfall:

  • Nicht aufgeben! Ein Ausrutscher ist kein komplettes Scheitern
  • Analysieren: Was hat zum Rückfall geführt?
  • Sofort Unterstützung holen (Therapeut, Selbsthilfegruppe)
  • Verstärken Sie Ihre Schutzmaßnahmen
  • Lernen Sie aus dem Rückfall

Selbsthilfegruppen – Gemeinsam stark

Selbsthilfegruppen sind eine der wirksamsten Formen der Unterstützung bei Spielsucht. Sie bieten:

Vorteile von Selbsthilfegruppen:

  • Verständnis durch Betroffenheit: Nur jemand, der selbst spielsüchtig war, versteht wirklich
  • Gegenseitige Motivation: Erfolgsgeschichten anderer machen Mut
  • Praktische Tipps: Lernen Sie aus den Erfahrungen anderer
  • Soziale Einbindung: Neue Freundschaften außerhalb der Glücksspielszene
  • Kostenlos und anonym: Keine finanziellen oder bürokratischen Hürden
  • Langfristige Begleitung: Auch nach Jahren noch Unterstützung

Anonyme Spieler (GA):

Die bekannteste Organisation nach dem 12-Schritte-Programm (ähnlich wie Anonyme Alkoholiker):

  • Regelmäßige Treffen (meist wöchentlich)
  • Strukturiertes Programm
  • Patenschaftssystem (erfahrene Mitglieder begleiten Neueinsteiger)
  • Spiritueller Ansatz (aber keine religiöse Zugehörigkeit erforderlich)
  • Treffen in vielen Städten

Gruppen bei Beratungsstellen:

Viele Suchtberatungsstellen bieten eigene Selbsthilfegruppen:

  • Professionell begleitete Gruppen
  • Oft thematisch strukturiert
  • Kombination mit Einzelberatung möglich
  • Unterschiedliche Formate (offen, geschlossen, zeitlich begrenzt)

Online-Selbsthilfe:

Für Menschen mit Zugangsbarrieren oder in ländlichen Regionen:

  • Online-Foren und Chatgruppen
  • Video-Selbsthilfegruppen
  • Apps mit Peer-Support
  • Anonymität und Flexibilität

Wie finde ich eine passende Gruppe?

  1. DHS-Datenbank: www.dhs.de (Suchfunktion nach PLZ)
  2. BZgA-Beratungshotline: 0800 1 37 27 00
  3. Lokale Suchtberatungsstellen fragen
  4. Anonyme Spieler Deutschland: www.anonyme-spieler.org
  5. Probieren Sie mehrere Gruppen – jede hat eine eigene Dynamik

Tipp: Gehen Sie mindestens 3-4 Mal zu einer Gruppe, bevor Sie entscheiden, ob sie zu Ihnen passt. Der erste Besuch ist oft ungewohnt.

Mentale Strategien und Denkveränderung

Spielsucht wird durch fehlerhafte Denkmuster aufrechterhalten. Diese zu erkennen und zu verändern, ist ein zentraler Teil der Selbsthilfe.

Häufige Denkfehler bei Spielsucht

1. Die Kontrollillusion:

  • Fehler: “Ich habe ein System/eine Strategie”
  • Realität: Bei Glücksspielen entscheidet der Zufall, nicht Ihr Können

2. Der Trugschluss des Spielers:

  • Fehler: “Nach so vielen Verlusten muss jetzt ein Gewinn kommen”
  • Realität: Jedes Spiel ist unabhängig vom vorherigen

3. Selektive Erinnerung:

  • Fehler: Gewinne werden überbewertet, Verluste vergessen
  • Realität: Langfristig verlieren Sie immer (mathematischer Hausvorteil)

4. Aufholjagd-Denken:

  • Fehler: “Ich spiele weiter, bis ich wieder bei Null bin”
  • Realität: Dies führt in die Spirale noch größerer Verluste

Kognitive Umstrukturierung

Technik: Gedanken hinterfragen

Wenn ein Glücksspiel-Gedanke kommt:

  1. Wahrnehmen: “Ich habe gerade den Gedanken XY”
  2. Hinterfragen: “Ist dieser Gedanke realistisch?”
  3. Realität prüfen: “Was zeigt meine Erfahrung?”
  4. Umformulieren: Ersetzen Sie den Gedanken durch eine realistische Alternative

Beispiel:

  • Gedanke: “Nur ein kleiner Einsatz, zur Entspannung”
  • Hinterfragung: Stimmt das wirklich?
  • Realität: Noch nie hat ein einziger Einsatz gereicht. Es führte immer zu mehr.
  • Alternative: “Glücksspiel entspannt mich nicht. Was entspannt mich wirklich? Ein Spaziergang, Musik, ein Gespräch.”

Positive Affirmationen:

Entwickeln Sie positive Selbstaussagen, die Sie täglich wiederholen:

  • “Ich bin stärker als der Suchtdruck”
  • “Jeder spielfreie Tag ist ein Erfolg”
  • “Ich habe die Kontrolle über mein Leben zurück”
  • “Ich verdiene ein Leben ohne Glücksspiel”
  • “Ich bin mehr als meine Sucht”

Achtsamkeit und Emotionsregulation

Viele Menschen mit Spielsucht nutzen das Glücksspiel, um unangenehme Gefühle zu vermeiden. Lernen Sie, anders mit Emotionen umzugehen.

Achtsamkeitsübungen

Atemmeditation (5 Minuten):

  1. Setzen Sie sich bequem hin
  2. Schließen Sie die Augen
  3. Konzentrieren Sie sich nur auf Ihren Atem
  4. Zählen Sie: Einatmen (1-2-3-4), Ausatmen (1-2-3-4)
  5. Wenn Gedanken kommen, nehmen Sie sie wahr und kehren zum Atem zurück

Body Scan:

  1. Legen Sie sich hin
  2. Konzentrieren Sie sich nacheinander auf jeden Körperteil (Füße, Beine, Bauch, etc.)
  3. Nehmen Sie Spannungen wahr, ohne sie zu bewerten
  4. Atmen Sie in verspannte Bereiche hinein

Achtsamkeit im Alltag:

  • Essen Sie bewusst (ohne Ablenkung)
  • Gehen Sie achtsam (spüren Sie jeden Schritt)
  • Duschen Sie bewusst (nehmen Sie das Wasser wahr)
  • Hören Sie aktiv zu in Gesprächen

Emotionale Regulation

Die 5-4-3-2-1-Technik (bei Angst oder Panik):

Benennen Sie:

  • 5 Dinge, die Sie sehen
  • 4 Dinge, die Sie hören
  • 3 Dinge, die Sie berühren können
  • 2 Dinge, die Sie riechen
  • 1 Ding, das Sie schmecken

Dies bringt Sie zurück ins Hier und Jetzt.

Progressive Muskelentspannung:

  • Spannen Sie nacheinander verschiedene Muskelgruppen an (5-7 Sekunden)
  • Lösen Sie die Spannung abrupt
  • Spüren Sie die Entspannung nach
  • Reduziert körperlichen Stress

Gefühle akzeptieren:

Anstatt vor unangenehmen Gefühlen zu fliehen:

  1. Benennen Sie das Gefühl: “Ich fühle Angst/Traurigkeit/Wut”
  2. Akzeptieren Sie: “Es ist okay, so zu fühlen”
  3. Beobachten Sie: Wo im Körper spüren Sie es?
  4. Lassen Sie es zu: Gefühle kommen und gehen wie Wellen

Rückblick und Fortschritte würdigen

Ein oft unterschätzter Teil der Selbsthilfe ist das Feiern von Erfolgen und das Reflektieren der Fortschritte.

Erfolgsjournal führen

Schreiben Sie täglich auf:

Abends:

  • Was ist heute gut gelaufen?
  • Welche schwierige Situation habe ich gemeistert?
  • Wofür bin ich heute dankbar?
  • Was habe ich über mich gelernt?

Wöchentlich:

  • Wie viele spielfreie Tage diese Woche?
  • Was war meine größte Herausforderung?
  • Was war mein größter Erfolg?
  • Was möchte ich nächste Woche anders machen?

Meilensteine feiern

Sinnvolle Meilensteine:

  • 1 Tag spielfrei
  • 1 Woche spielfrei
  • 1 Monat spielfrei
  • 3 Monate spielfrei
  • 6 Monate spielfrei
  • 1 Jahr spielfrei

Wie feiern (ohne Glücksspiel):

  • Besonderes Essen oder Restaurant
  • Ausflug oder kleine Reise
  • Etwas kaufen, das Sie sich wünschen (im Rahmen)
  • Zeit mit lieben Menschen
  • Sich selbst loben und die Leistung anerkennen

Wichtig: Feiern Sie auch kleine Erfolge. Jeder Tag zählt.

Zusammenfassung: Ihr persönlicher Selbsthilfe-Plan

Selbsthilfe bei Spielsucht bedeutet aktives Handeln. Hier sind die wichtigsten Schritte:

Sofort umsetzbar:

  1. Finanzielle Absicherung: Geben Sie Bankzugang ab
  2. Spielersperren: OASIS und lokale Spielhallen
  3. Notfallplan erstellen und immer bei sich tragen
  4. Vertrauensperson informieren und um Unterstützung bitten
  5. Erste Selbsthilfegruppe besuchen

Mittelfristig aufbauen:

  1. Trigger-Tagebuch führen und Vermeidungsstrategien entwickeln
  2. Neue Tagesstruktur und Routinen etablieren
  3. Mindestens ein neues Hobby beginnen
  4. Regelmäßig Selbsthilfegruppe besuchen
  5. Achtsamkeits- und Entspannungstechniken üben

Langfristig beibehalten:

  1. Rückfallprävention kontinuierlich trainieren
  2. Soziales Netzwerk ohne Glücksspielbezug aufbauen
  3. Professionelle Therapie bei Bedarf nicht scheuen
  4. Nachsorge und Selbsthilfegruppen auch nach Jahren
  5. Sich selbst verzeihen und Fortschritte würdigen

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Selbsthilfe ist ein wirksamer Baustein, aber kein Allheilmittel
  • Kleine Schritte jeden Tag sind besser als große Pläne ohne Umsetzung
  • Rückfälle gehören dazu – entscheidend ist das Aufstehen
  • Sie sind nicht allein – nutzen Sie Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote
  • Jeder spielfreie Tag ist ein Erfolg und verdient Anerkennung

Nächste Schritte:

  1. Wählen Sie 3 Strategien aus diesem Artikel, die Sie ab heute umsetzen
  2. Informieren Sie eine Person Ihres Vertrauens über Ihre Situation
  3. Rufen Sie die BZgA-Hotline an (0800 1 37 27 00) oder besuchen Sie eine Beratungsstelle
  4. Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe
  5. Lesen Sie weiter: Spielsucht Therapie – Welche Behandlungsmöglichkeiten helfen wirklich?

Denken Sie daran: Der Weg aus der Spielsucht ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Seien Sie geduldig mit sich selbst, aber bleiben Sie konsequent. Sie haben die Kraft, Ihr Leben zu verändern. Der erste Schritt beginnt heute.

Wichtige Kontakte:

  • BZgA-Beratungshotline: 0800 1 37 27 00 (kostenlos, anonym, Mo-Do 10-22 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr)
  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (24/7)
  • Anonyme Spieler: www.anonyme-spieler.org
  • DHS Suchthilfeverzeichnis: www.dhs.de

Sie sind nicht allein auf diesem Weg. Hilfe ist da – nutzen Sie sie.

Häufig gestellte Fragen

🎰 Spielsucht Ratgeber – Hilfe bei Glücksspielsucht finden

Professionelle Hilfe bei Spielsucht: Symptome erkennen, Therapiemöglichkeiten finden und den Weg aus der Glücksspielsucht meistern. Vertraulich und anonym.

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