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Stationäre Therapie bei Spielsucht – Klinik, Ablauf und wann sie sinnvoll ist

Wann ist eine stationäre Therapie bei Spielsucht die richtige Wahl? Erfahren Sie alles über Fachkliniken, Behandlungsablauf, Kosten und Erfolgschancen.

Spielsucht Hilfe Portal
Moderne Suchtklinik mit therapeutischer Umgebung und Grünflächen für stationäre Spielsucht-Behandlung

Wenn die Spielsucht Ihr Leben vollständig beherrscht, ambulante Hilfe nicht ausreicht oder Sie bereits mehrere erfolglose Versuche hinter sich haben, kann eine stationäre Therapie der entscheidende Wendepunkt sein. Der Gedanke an einen mehrwöchigen Klinikaufenthalt mag zunächst beängstigend wirken – doch für viele Betroffene bedeutet er den Neuanfang in ein spielfreies Leben.

In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, wann eine stationäre Behandlung sinnvoll ist, wie sie abläuft, welche Kliniken geeignet sind und wie die Erfolgschancen stehen. Mit diesen Informationen können Sie eine fundierte Entscheidung für Ihren Weg aus der Glücksspielsucht treffen.

Was ist eine stationäre Therapie bei Spielsucht?

Stationäre Therapie bedeutet, dass Sie für die Dauer der Behandlung – typischerweise 8 bis 16 Wochen – vollständig in einer Fachklinik aufgenommen werden. Sie wohnen auf dem Klinikgelände, nehmen an einem strukturierten Therapieprogramm teil und haben keinen Zugang zu Glücksspielangeboten.

Das Konzept: Intensivbehandlung im geschützten Rahmen

Der zentrale Unterschied zur ambulanten Therapie liegt in der Intensität und dem vollständigen Abstand vom gewohnten Umfeld:

Tägliches Therapieprogramm:

  • Einzeltherapie (1 bis 2 Sitzungen pro Woche)
  • Gruppentherapie (mehrmals wöchentlich)
  • Spezifische Suchttherapie-Gruppen
  • Ergotherapie und Arbeitstherapie
  • Sport- und Bewegungstherapie
  • Entspannungsverfahren
  • Soziales Kompetenztraining

Geschützter Rahmen:

  • Kein Zugang zu Geld und Glücksspiel
  • Strukturierter Tagesablauf ohne Versuchungen
  • 24-Stunden-Betreuung bei Krisen
  • Peer-Support durch Mitpatienten
  • Professionelles Team aus Ärzten, Psychologen und Therapeuten

Ganzheitlicher Ansatz: Neben der Suchtbehandlung werden auch körperliche Gesundheit, Ernährung, Schlaf und soziale Kompetenzen gefördert. Viele Kliniken bieten Schuldnerberatung, Sozialberatung und Hilfe bei der beruflichen Wiedereingliederung an.

Wann ist eine stationäre Therapie die richtige Wahl?

Nicht jeder Mensch mit Spielsucht benötigt eine stationäre Behandlung. Die Entscheidung sollte gemeinsam mit Fachleuten getroffen werden. Folgende Faktoren sprechen für eine Klinikbehandlung:

Schweregrad der Spielsucht

Schwere, langjährige Glücksspielsucht:

  • Völliger Kontrollverlust über das Spielverhalten
  • Tägliches oder fast tägliches Spielen
  • Sehr hohe Einsätze und massive Verluste
  • Spielsucht besteht seit mehreren Jahren
  • Leben wird vollständig vom Glücksspiel dominiert

Körperliche und psychische Erschöpfung:

  • Vernachlässigung von Ernährung, Schlaf und Gesundheit
  • Schwere psychische Belastung
  • Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
  • Erschöpfungszustände

Erfolglose ambulante Versuche

Wenn Sie bereits eine oder mehrere ambulante Therapien absolviert haben, diese aber nicht zum Erfolg führten, bietet stationäre Behandlung:

  • Höhere Therapieintensität
  • Vollständiger Abstand von Triggern
  • Konzentration ausschließlich auf die Genesung
  • Keine alltäglichen Ablenkungen

Schwere Begleiterkrankungen

Psychische Erkrankungen:

  • Mittelschwere bis schwere Depression
  • Angststörungen oder Panikstörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörung
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Andere Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen, Medikamente)

Bei mehreren gleichzeitig vorliegenden Erkrankungen (Komorbidität) ist die intensive Betreuung in einer Klinik oft unverzichtbar.

Instabiles oder spielförderndes Umfeld

Soziale Faktoren:

  • Spielendes Umfeld (Partner, Freunde)
  • Fehlende soziale Unterstützung
  • Instabile Wohnsituation oder Obdachlosigkeit
  • Isolation und Einsamkeit
  • Ständige Nähe zu Spielstätten (z.B. Wohnung über Spielhalle)

Wenn Ihr direktes Lebensumfeld die Sucht aufrechterhält, bietet die Klinik einen schützenden Abstand.

Akute Gefährdung

Sofortige stationäre Aufnahme nötig bei:

  • Akuter Suizidalität oder Selbstgefährdung
  • Schweren psychischen Krisen
  • Drohender Wohnungslosigkeit
  • Massiver Verschuldung mit existenzieller Bedrohung
  • Kriminellem Verhalten zur Geldbeschaffung

In solchen Fällen kann auch eine psychiatrische Akutaufnahme der erste Schritt sein, gefolgt von einer Suchttherapie.

Eigene Entscheidung für intensive Behandlung

Manche Betroffene entscheiden sich bewusst für stationäre Therapie, weil sie:

  • Eine klare Zäsur in ihrem Leben wünschen
  • Maximale Unterstützung beim Ausstieg brauchen
  • Sich im Alltag nicht stark genug fühlen
  • Den geschützten Rahmen als Chance sehen

Diese intrinsische Motivation ist ein sehr guter Ausgangspunkt für erfolgreiche Therapie.

Ablauf einer stationären Spielsucht-Therapie

Der Weg in die stationäre Behandlung und der Aufenthalt selbst folgen einem strukturierten Ablauf. Hier erfahren Sie, was Sie erwartet:

Phase 1: Vorbereitung und Antragstellung

Schritt 1: Beratung und Diagnostik

Bevor Sie in eine Klinik gehen, erfolgt meist:

  • Beratungsgespräch bei einer Suchtberatungsstelle
  • Diagnostik durch einen Facharzt oder Psychotherapeuten
  • Klärung: Ist stationäre Therapie medizinisch notwendig?
  • Information über geeignete Kliniken

Schritt 2: Auswahl der Klinik

Es gibt verschiedene Arten von Suchtkliniken:

  • Spezialisierte Fachkliniken für Glücksspielsucht
  • Allgemeine Suchtkliniken (Alkohol, Drogen, Spielsucht)
  • Psychosomatische Kliniken mit Suchtabteilung

Auswahlkriterien:

  • Spezialisierung auf Verhaltenssüchte
  • Geographische Lage (Nähe oder bewusster Abstand zu Zuhause)
  • Therapeutisches Konzept
  • Bewertungen und Erfolgsquoten
  • Wartezeiten

Beratungsstellen können konkrete Kliniken empfehlen.

Schritt 3: Antrag auf Kostenübernahme

Für eine stationäre Therapie stellen Sie einen Reha-Antrag:

Kostenträger:

  • Rentenversicherung: Bei Erwerbstätigen (häufigster Fall)
  • Krankenversicherung: Bei Nicht-Erwerbstätigen, Rentnern
  • Sozialhilfeträger: In besonderen Fällen

Benötigte Unterlagen:

  • Ausgefüllter Antrag (Formular vom Kostenträger)
  • Ärztlicher oder psychologischer Befundbericht
  • Sozialbericht der Beratungsstelle
  • Eigene Stellungnahme zur Motivation

Bearbeitungszeit:

  • 2 bis 6 Wochen
  • Bei dringenden Fällen: Eilverfahren möglich
  • Ablehnungen sind selten bei klarer Indikation

Wichtig: Suchtberatungsstellen unterstützen Sie kostenlos bei der gesamten Antragstellung. Nutzen Sie diese Hilfe!

Phase 2: Aufnahme in die Klinik

Anreise und Aufnahmegespräch:

  • Meist am Montag oder zu festgelegten Aufnahmetagen
  • Aufnahmegespräch mit Bezugstherapeut
  • Ärztliche Untersuchung
  • Erfassung der Suchtgeschichte
  • Besprechung der Therapieziele

Ankommensphase (Woche 1-2):

  • Kennenlernen der Klinik, Abläufe und Regeln
  • Integration in die Patientengemeinschaft
  • Erste Therapiegespräche
  • Diagnostik von Begleiterkrankungen
  • Oft besuchsfreie Zeit zur Eingewöhnung

Klinikregeln (typisch):

  • Handynutzung eingeschränkt oder zu festgelegten Zeiten
  • Kein Zugang zu Geld (Depot bei der Verwaltung)
  • Kein Alkohol oder Drogen
  • Teilnahmepflicht am Therapieprogramm
  • Ausgangsregelungen (zunächst begleitet, später eigenständig)

Phase 3: Intensive Therapiephase (Wochen 3-12)

Dies ist die Hauptbehandlungsphase mit vielfältigen therapeutischen Angeboten:

Einzeltherapie:

  • 1 bis 2 Sitzungen pro Woche mit Bezugstherapeut
  • Bearbeitung persönlicher Themen
  • Aufarbeitung der Suchtgeschichte
  • Entwicklung individueller Strategien
  • Rückfallprävention

Gruppentherapie:

  • Mehrmals wöchentlich (3 bis 5 Sitzungen)
  • Austausch mit anderen Betroffenen
  • Gemeinsame Bearbeitung von Suchtthemen
  • Soziales Lernen in der Gruppe
  • Gegenseitige Unterstützung und Motivation

Spezifische Suchttherapie:

  • Psychoedukation: Wie funktioniert Spielsucht?
  • Kognitive Umstrukturierung (Denkfehler erkennen)
  • Verhaltensanalyse (Trigger identifizieren)
  • Entwicklung von Bewältigungsstrategien
  • Rückfallpräventionstraining

Ergänzende Therapien:

Ergotherapie:

  • Wiederentdeckung handwerklicher Fähigkeiten
  • Strukturierung des Alltags
  • Aufbau sinnvoller Aktivitäten
  • Kreativitätsförderung

Sporttherapie:

  • Körperliche Fitness wiedererlangen
  • Stressabbau durch Bewegung
  • Teamfähigkeit fördern
  • Erfolgserlebnisse erleben

Entspannungsverfahren:

  • Progressive Muskelentspannung
  • Autogenes Training
  • Achtsamkeitsübungen
  • Meditation

Soziales Kompetenztraining:

  • Kommunikationsfähigkeit verbessern
  • Konfliktlösungsstrategien lernen
  • Selbstsicherheit aufbauen
  • Soziale Ängste überwinden

Weitere Angebote:

  • Schuldnerberatung
  • Sozialberatung (Arbeit, Wohnung)
  • Angehörigenarbeit (Paar- oder Familiengespräche)
  • Freizeitaktivitäten (Ausflüge, Sport, Kultur)

Therapieverlauf individuell: Der genaue Ablauf wird auf Ihre Bedürfnisse angepasst. Bei Begleiterkrankungen wie Depression kommen zusätzliche therapeutische Elemente hinzu.

Phase 4: Stabilisierung und Entlassvorbereitung (Wochen 13-16)

Ziele der Abschlussphase:

  • Festigung der erreichten Veränderungen
  • Rückfallprävention intensivieren
  • Vorbereitung auf das Leben nach der Klinik
  • Organisation der Nachsorge
  • Bewältigungsstrategien für den Alltag entwickeln

Belastungserprobungen:

  • Begleitete Ausgänge in die Stadt
  • Wochenendausflüge nach Hause
  • Konfrontation mit früheren Triggersituationen (therapeutisch begleitet)
  • Training im realen Umfeld

Entlassplanung:

  • Sicherung der Wohnsituation
  • Berufliche Wiedereingliederung planen
  • Ambulante Weiterbehandlung organisieren
  • Selbsthilfegruppen-Anbindung vorbereiten
  • Kontakt zu Beratungsstellen sicherstellen

Abschlussgespräch:

  • Bilanz der Therapie
  • Individuelle Rückfallrisiken besprechen
  • Notfallplan für kritische Situationen
  • Konkrete Ziele für die nächsten Monate

Phase 5: Nachsorge (nach Entlassung)

Die Behandlung endet nicht mit der Klinikentlassung. Nachsorge ist entscheidend:

Ambulante Nachsorge:

  • Regelmäßige Termine beim Therapeuten (wöchentlich bis monatlich)
  • Mindestens 6 Monate, besser 1 bis 2 Jahre
  • Bei Bedarf längerfristige Anbindung

Selbsthilfegruppen:

  • Regelmäßige Teilnahme (wöchentlich empfohlen)
  • Austausch mit anderen Betroffenen
  • Langfristige Abstinenzunterstützung

Adaption (optionale Zwischenstufe):

  • Betreutes Wohnen in Adaptionseinrichtung
  • 3 bis 6 Monate nach Klinikentlassung
  • Schrittweise Rückkehr in den Alltag mit therapeutischer Begleitung
  • Besonders sinnvoll bei instabiler Wohnsituation

Berufliche Wiedereingliederung:

  • Stufenweise Rückkehr in den Beruf
  • Unterstützung durch Sozialdienst
  • Eventuell Umschulung oder berufliche Neuorientierung

Therapeutische Methoden in der stationären Behandlung

Die Therapie in Fachkliniken basiert auf wissenschaftlich fundierten Verfahren:

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

Die KVT ist auch in stationärer Behandlung die Hauptmethode:

Kognitive Techniken:

  • Identifikation dysfunktionaler Gedanken
  • Hinterfragen von Glücksspiel-Mythen (Kontrollillusion, Gewinnerwartung)
  • Entwicklung realistischer Gedanken
  • Umgang mit automatischen Spielgedanken

Verhaltensinterventionen:

  • Verhaltensanalyse (ABC-Schema: Auslöser, Behavior, Konsequenzen)
  • Stimuluskontrolle (Vermeidung von Triggern)
  • Aufbau alternativer Verhaltensweisen
  • Soziales Kompetenztraining
  • Problemlösetraining

Motivationsarbeit

Besonders zu Beginn wichtig:

  • Stärkung der intrinsischen Veränderungsmotivation
  • Bearbeitung von Ambivalenzen
  • Aufbau von Zuversicht und Selbstwirksamkeit

Tiefenpsychologische Ansätze

Bei Bedarf werden tieferliegende Konflikte bearbeitet:

  • Traumatische Erlebnisse
  • Bindungsmuster
  • Selbstwertproblematik
  • Beziehungsdynamiken

Systemische Therapie

Einbeziehung des familiären und sozialen Umfelds:

  • Paargespräche
  • Familiengespräche
  • Angehörigenseminare
  • Klärung von Beziehungskonflikten

Achtsamkeitsbasierte Ansätze

Moderne Ergänzungen der klassischen Therapie:

  • Achtsamkeitsmeditation
  • Akzeptanz unangenehmer Gefühle
  • Bewusster Umgang mit Suchtdruck
  • Emotionsregulation

Kosten und Finanzierung

Eine stationäre Therapie ist teuer – aber Sie müssen sie nicht selbst bezahlen.

Kostenübernahme

Gesamtkosten einer stationären Therapie:

  • Pro Tag: 150 bis 250 Euro
  • 12 Wochen (84 Tage): ca. 12.600 bis 21.000 Euro
  • Zusätzlich: Reisekosten, Übergangsgeld

Kostenträger:

Deutsche Rentenversicherung (DRV):

  • Zuständig bei Erwerbstätigen
  • Zahlt vollständige Behandlung
  • Übernimmt Reisekosten
  • Zahlt Übergangsgeld (ca. 68 Prozent des Nettogehalts)
  • Keine Zuzahlung durch Patienten

Krankenversicherung:

  • Zuständig bei Nicht-Erwerbstätigen, Rentnern
  • Vollständige Kostenübernahme
  • Eventuell Zuzahlung: 10 Euro pro Tag (max. 280 Euro pro Jahr)

Voraussetzungen für Kostenübernahme:

  • Medizinische Notwendigkeit (Diagnose Glücksspielstörung)
  • Positive Reha-Prognose (Motivation zur Veränderung)
  • Andere Behandlungsformen nicht ausreichend
  • Keine akuten psychiatrischen Erkrankungen, die vorrangig behandelt werden müssen

Bewilligungsquote: Bei klarer Diagnose, guter Antragstellung und erkennbarer Motivation werden mehr als 90 Prozent der Anträge bewilligt.

Finanzielle Absicherung während der Therapie

Übergangsgeld (bei DRV-Reha):

  • Ersetzt Lohnausfall während der Behandlung
  • Ca. 68 Prozent des letzten Nettogehalts (75 Prozent mit Kind)
  • Wird direkt vom Kostenträger gezahlt

Arbeitsverhältnis:

  • Arbeitgeber muss Sie für die Therapie freistellen
  • Kündigungsschutz während der Reha
  • Rückkehrrecht an den Arbeitsplatz

Soziale Absicherung:

  • Krankenversicherung bleibt bestehen
  • Rentenversicherungsbeiträge werden weitergezahlt
  • Kindergeld läuft weiter

Geeignete Kliniken für Spielsucht-Therapie

In Deutschland gibt es verschiedene Fachkliniken für Glücksspielsucht:

Spezialisierte Fachkliniken

Vorteile:

  • Hohe Expertise bei Verhaltenssüchten
  • Spezifische Therapieprogramme für Glücksspielsucht
  • Erfahrene Therapeuten
  • Patientengemeinschaft mit ähnlichen Problemen

Beispiele (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • AHG Klinik Münchwies (Saarland)
  • Fachklinik Römerhaus (Baden-Württemberg)
  • Salus Klinik Lindow (Brandenburg)
  • Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz)

Allgemeine Suchtkliniken

Viele Suchtkliniken behandeln neben stoffgebundenen Süchten auch Spielsucht:

  • Meist gemischte Patientengruppen
  • Grundlegende Suchttherapie vergleichbar
  • Eventuell spezielle Gruppen für Verhaltenssüchte

Auswahlkriterien

Bei der Klinikwahl beachten:

  • Spezialisierung auf Glücksspielsucht vorhanden?
  • Therapeutisches Konzept (verhaltenstherapeutisch, tiefenpsychologisch)
  • Geographische Lage (Nähe oder Abstand zu Zuhause gewünscht)
  • Ausstattung und Ambiente
  • Bewertungen ehemaliger Patienten
  • Wartezeiten
  • Besuchsregelungen

Tipp: Fragen Sie Ihre Beratungsstelle nach konkreten Empfehlungen. Diese kennen die Kliniken und deren Schwerpunkte gut.

Erfolgschancen stationärer Therapie

Wie sind die Aussichten auf dauerhaftes spielfreies Leben?

Forschungsergebnisse

Abstinenzraten:

  • Nach einem Jahr: 50 bis 70 Prozent abstinent oder deutlich reduziert
  • Nach drei Jahren: 40 bis 50 Prozent dauerhaft abstinent
  • Mit konsequenter Nachsorge: deutlich höhere Erfolgsquote

Vergleich zu ambulanter Therapie: Bei schwerer Spielsucht hat stationäre Behandlung höhere Erfolgsraten als ambulante Therapie. Bei leichter bis mittelschwerer Sucht sind die Ergebnisse vergleichbar.

Erfolgsfaktoren

Was erhöht die Erfolgschancen:

Persönliche Faktoren:

  • Hohe Eigenmotivation
  • Aktive Mitarbeit in der Therapie
  • Ehrlichkeit gegenüber Therapeuten
  • Bereitschaft zur Selbstreflexion

Soziale Faktoren:

  • Unterstützendes Umfeld nach Entlassung
  • Stabile Wohnsituation
  • Berufliche Perspektive
  • Keine spielenden Personen im engen Umfeld

Therapeutische Faktoren:

  • Vollständige Teilnahme am Programm
  • Gute therapeutische Beziehung
  • Passende Therapiemethoden
  • Bearbeitung von Begleiterkrankungen

Nachsorge:

  • Konsequente ambulante Weiterbehandlung
  • Regelmäßige Selbsthilfegruppen
  • Langfristige Anbindung an Unterstützungssysteme
  • Frühzeitiges Reagieren auf Warnsignale

Umgang mit Rückfällen

Auch nach stationärer Therapie sind Rückfälle möglich:

Wichtig bei Rückfall:

  • Kein Grund zur Scham – Rückfälle gehören zum Krankheitsbild
  • Sofort professionelle Hilfe suchen
  • Nachsorgetherapeut oder Beratungsstelle kontaktieren
  • Nicht aufgeben – aus Rückfällen lernen
  • Eventuell erneute stationäre Behandlung in Erwägung ziehen

Rückfallquote: Etwa 40 bis 50 Prozent erleben mindestens einen Rückfall. Entscheidend ist der Umgang damit: Mit schneller Intervention kann ein Ausrutscher gestoppt werden, bevor er zum vollständigen Rückfall wird.

Leben in der Klinik – Was Sie erwartet

Tagesablauf (typisches Beispiel)

07:00 Uhr – Wecken 07:30 Uhr – Frühstück 08:30 Uhr – Gruppentherapie oder Ergotherapie 10:30 Uhr – Pause 11:00 Uhr – Einzeltherapie oder Sporttherapie 12:30 Uhr – Mittagessen 14:00 Uhr – Arbeitstherapie oder Entspannung 16:00 Uhr – Freie Zeit oder Gruppen 18:00 Uhr – Abendessen 19:00 Uhr – Freizeitgestaltung, Selbsthilfegruppen 22:00 Uhr – Nachtruhe

Der genaue Ablauf variiert zwischen Kliniken.

Zimmer und Ausstattung

  • Meist Ein- oder Zweibettzimmer
  • Eigenes Bad oder Gemeinschaftsbad
  • Einfache, funktionale Einrichtung
  • Gemeinschaftsräume (TV, Spiele, Bibliothek)
  • Sporteinrichtungen
  • Klinikgelände oft mit Grünflächen

Verpflegung

  • Vollpension (Frühstück, Mittag, Abendessen)
  • Meist Buffet oder Menüauswahl
  • Berücksichtigung von Allergien und Ernährungsformen
  • Wasser und Tee frei verfügbar

Soziale Aspekte

Patientengemeinschaft:

  • Austausch mit Mitpatienten ist wichtiger Teil der Therapie
  • Gemeinsame Erfahrungen verbinden
  • Gegenseitige Unterstützung und Motivation
  • Lernen von anderen

Besuchszeiten:

  • Meist am Wochenende
  • Nach Absprache auch unter der Woche
  • Angehörigenseminare fördern Einbeziehung der Familie

Häufig gestellte Fragen

Kann ich die Therapie abbrechen, wenn es mir nicht gut geht?

Ja, eine Therapie ist freiwillig und kann jederzeit abgebrochen werden. Allerdings sollten Sie vorher mit Ihrem Therapeuten sprechen – oft sind Krisen Teil des Prozesses und können therapeutisch bearbeitet werden. Ein vorzeitiger Abbruch gefährdet den Erfolg.

Was passiert mit meinem Arbeitsplatz während der Therapie?

Ihr Arbeitgeber muss Sie für eine medizinisch notwendige Reha freistellen. Sie haben Kündigungsschutz während der Behandlung und ein Rückkehrrecht an Ihren Arbeitsplatz. Das Arbeitsverhältnis bleibt bestehen.

Darf ich mein Handy in der Klinik nutzen?

Die Regelungen variieren. Viele Kliniken erlauben Handynutzung zu festgelegten Zeiten (z.B. abends), um therapeutische Zeiten störungsfrei zu halten. Zu Beginn kann es Einschränkungen geben, um die Eingewöhnung zu fördern.

Muss ich meiner Familie oder Freunden von der Therapie erzählen?

Nein, das entscheiden Sie selbst. Allerdings ist Offenheit oft hilfreich: Unterstützung durch Angehörige erhöht die Erfolgschancen. Viele Kliniken bieten Angehörigenseminare an, die das gegenseitige Verständnis fördern.

Was ist, wenn ich in der Klinik rückfällig werde?

Sollten Sie während der Therapie spielen (was bei Ausgängen theoretisch möglich ist), ist Ehrlichkeit entscheidend. Teilen Sie es sofort Ihrem Therapeuten mit. Ein Rückfall während der Therapie ist kein Grund für Rauswurf, sondern wird therapeutisch bearbeitet. Verschweigen verschlimmert die Situation.

Vorbereitung auf die stationäre Therapie

Organisatorisches klären

Vor der Aufnahme:

  • Arbeitgeber informieren (Attest vorlegen)
  • Finanzen regeln (Daueraufträge, Rechnungen)
  • Wohnung sichern (Miete, Nebenkosten)
  • Haustiere versorgen lassen
  • Post umleiten oder von Vertrauensperson abholen lassen

Was mitnehmen:

  • Persönliche Kleidung (bequem, sportlich)
  • Hygieneartikel
  • Versichertenkarte
  • Wichtige Unterlagen (Bewilligung, Ausweise)
  • Eventuell Bücher, Tagebuch
  • Keine größeren Geldbeträge

Mental vorbereiten

Positive Einstellung entwickeln:

  • Sehen Sie die Therapie als Chance, nicht als Strafe
  • Akzeptieren Sie, dass schwierige Phasen dazugehören
  • Seien Sie offen für Neues
  • Vertrauen Sie dem Prozess

Ziele definieren:

  • Was möchten Sie erreichen?
  • Wie soll Ihr Leben nach der Therapie aussehen?
  • Welche konkreten Veränderungen streben Sie an?

Zusammenfassung: Ist stationäre Therapie das Richtige für Sie?

Stationäre Therapie bietet für Menschen mit schwerer Spielsucht oft den wirksamsten Weg in ein spielfreies Leben. Sie verbindet intensive professionelle Unterstützung mit dem geschützten Abstand vom spielfördernden Alltag.

Die wichtigsten Vorteile:

  • Höchste Therapieintensität (täglich mehrere Stunden)
  • Vollständiger Abstand von Glücksspiel und Triggern
  • 24-Stunden-Betreuung bei Krisen
  • Ganzheitlicher Behandlungsansatz
  • Gemeinschaft mit anderen Betroffenen
  • Kostenübernahme durch Versicherung
  • Hohe Erfolgschancen bei schwerer Sucht

Stationäre Therapie ist sinnvoll bei:

  • Schwerer, langjähriger Glücksspielsucht
  • Erfolglosen ambulanten Versuchen
  • Schweren Begleiterkrankungen
  • Instabilem oder spielförderndem Umfeld
  • Wunsch nach intensiver, fokussierter Behandlung

Nächste Schritte:

  1. Kontaktieren Sie eine Suchtberatungsstelle: BZgA-Hotline 0800 1 37 27 00
  2. Lassen Sie sich zur Klinikwahl beraten
  3. Stellen Sie gemeinsam den Reha-Antrag
  4. Bereiten Sie sich organisatorisch und mental vor
  5. Beginnen Sie die Therapie mit Zuversicht

Denken Sie daran: Stationäre Therapie ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein mutiger Schritt in Richtung Heilung. Viele Menschen haben diesen Weg erfolgreich beschritten und führen heute ein zufriedenes, spielfreies Leben.

Der geschützte Rahmen einer Fachklinik kann genau die Unterstützung sein, die Sie brauchen, um die Spielsucht endgültig zu überwinden. Mit professioneller Hilfe, einem strukturierten Programm und Ihrer Bereitschaft zur Veränderung stehen die Chancen gut, dass Sie gestärkt und spielfrei in Ihr neues Leben zurückkehren.

Weitere hilfreiche Artikel:

Wichtige Kontakte:

  • BZgA-Beratungshotline: 0800 1 37 27 00 (kostenlos, anonym)
  • Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (24/7)
  • Suchtberatung vor Ort: Ihre lokale Suchtberatungsstelle hilft bei Antragstellung

Sie sind nicht allein. Professionelle stationäre Hilfe ist verfügbar, wirksam und für Sie kostenfrei. Machen Sie heute den ersten Schritt – es lohnt sich.

Häufig gestellte Fragen

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