Spielsucht bei Frauen – Besonderheiten, Risiken und Hilfsangebote
Spielsucht bei Frauen zeigt andere Muster als bei Männern. Erfahren Sie mehr über spezifische Risikofaktoren, Warnsignale und welche Hilfsangebote besonders wirksam sind.

Glücksspielsucht wird oft als männliches Problem wahrgenommen – ein Irrtum, der gefährliche Folgen hat. Denn auch Frauen entwickeln Spielsucht, allerdings oft mit anderen Mustern, Risikofaktoren und Verläufen als Männer. Diese Unterschiede zu kennen ist entscheidend, um betroffenen Frauen die richtige Hilfe anzubieten und Barrieren beim Zugang zur Behandlung abzubauen.
In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, welche Besonderheiten die Spielsucht bei Frauen aufweist, welche spezifischen Risikofaktoren existieren und wie Betroffene und Angehörige professionelle Unterstützung finden können.
Wie verbreitet ist Spielsucht bei Frauen?
Lange Zeit galt Glücksspielsucht als überwiegend männliches Phänomen. Tatsächlich sind etwa 60 bis 70 Prozent der Menschen mit diagnostizierter Glücksspielstörung männlich. Doch diese Zahlen täuschen über eine wichtige Entwicklung hinweg: Der Anteil betroffener Frauen steigt kontinuierlich.
Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen:
- Etwa 30 bis 40 Prozent aller Spielsüchtigen in Deutschland sind weiblich
- Bei bestimmten Glücksspielformen wie Automatenspiel liegt der Frauenanteil noch höher
- Die Dunkelziffer ist bei Frauen vermutlich größer, da sie seltener Hilfe suchen
- Jüngere Frauen (unter 35 Jahren) zeigen eine steigende Tendenz zum problematischen Glücksspiel
Ein wichtiger Aspekt: Während früher hauptsächlich Männer in Spielhallen oder Casinos anzutreffen waren, hat die Digitalisierung des Glücksspiels neue Zugangswege geschaffen. Online-Glücksspiel ist für Frauen besonders attraktiv, da es anonym von zu Hause aus erfolgen kann.
Warum werden Frauen übersehen?
Es gibt mehrere Gründe, warum Spielsucht bei Frauen oft nicht erkannt wird:
- Soziale Erwartungen: Glücksspiel gilt als “unweiblich”, daher wird es bei Frauen weniger vermutet
- Heimlichkeit: Frauen spielen häufiger allein und verheimlichen ihr Verhalten stärker
- Andere Glücksspielformen: Frauen nutzen eher Automaten als Sportwetten oder Poker
- Scham: Betroffene Frauen empfinden oft größere Scham und suchen später Hilfe
- Doppelbelastung: Familie und Haushalt erschweren die Suche nach Unterstützung
Besonderheiten der Spielsucht bei Frauen
Die Forschung hat in den letzten Jahren wichtige geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Entwicklung und Ausprägung von Glücksspielsucht identifiziert.
1. Bevorzugte Glücksspielformen
Frauen und Männer bevorzugen unterschiedliche Arten des Glücksspiels:
Frauen spielen häufiger:
- Geldspielautomaten in Spielhallen oder Gaststätten
- Online-Slots und Automatensimulationen
- Bingo und Rubellose
- Online-Casino-Spiele
- Lotto und Sofortlotterien
Männer spielen häufiger:
- Sportwetten (offline und online)
- Poker (besonders in Casinos oder Turnieren)
- Klassische Casino-Spiele wie Blackjack oder Roulette
- E-Sports-Wetten
- Börsenspekulationen
Der Grund für die weibliche Präferenz für Automatenspiele liegt in deren Eigenschaften: Sie bieten ein ruhiges, wenig konfrontatives Umfeld, erfordern keine speziellen Kenntnisse und vermitteln ein Gefühl von Kontrolle und Eskapismus.
2. Schnellerer Suchtverlauf: Der Teleskopeffekt
Eine der bedeutsamsten Erkenntnisse der Suchtforschung ist der sogenannte Teleskopeffekt bei Frauen. Dieser beschreibt den Umstand, dass Frauen deutlich schneller von ersten Spielerfahrungen zur manifesten Sucht gelangen als Männer.
Typische Entwicklung:
- Bei Männern: 5 bis 10 Jahre vom Erstkontakt bis zur Suchterkrankung
- Bei Frauen: 1 bis 3 Jahre vom Erstkontakt bis zur Suchterkrankung
Diese beschleunigte Entwicklung hat mehrere Gründe:
- Emotionale Regulation: Frauen nutzen das Glücksspiel häufiger zur Bewältigung negativer Gefühle
- Neurobiologische Faktoren: Möglicherweise reagiert das weibliche Belohnungssystem stärker
- Soziale Isolation: Der heimliche, einsame Charakter des Spielens verstärkt die Sucht schneller
- Weniger soziale Kontrolle: Anders als in männlich geprägten Spielumfeldern fehlt die Peer-Kontrolle
3. Andere Spielmotivation
Die Gründe, warum Frauen spielen, unterscheiden sich oft von denen der Männer:
Typische weibliche Spielmotive:
- Flucht vor Problemen, Stress oder negativen Emotionen
- Bewältigung von Einsamkeit und Langeweile
- Kompensation von Selbstwertproblemen
- Ablenkung von traumatischen Erfahrungen
- Vermeidung von Konflikten in Partnerschaft oder Familie
Typische männliche Spielmotive:
- Nervenkitzel und Aufregung
- Wettbewerb und Statusgewinn
- Finanzielle Gewinnmöglichkeiten
- Soziale Anerkennung in Spielerkreisen
- Demonstration von Können oder Wissen
Während Männer oft “Action-Spieler” sind, die den Kick suchen, sind Frauen häufiger “Flucht-Spieler”, die unangenehme Realitäten ausblenden möchten.
4. Höhere Rate an Begleiterkrankungen
Frauen mit Glücksspielsucht leiden signifikant häufiger an zusätzlichen psychischen Erkrankungen (Komorbidität):
Häufige Begleiterkrankungen bei Frauen:
- Depressionen: Über 60 Prozent der betroffenen Frauen
- Angststörungen: Etwa 40 bis 50 Prozent
- Traumafolgestörungen: Besonders nach Missbrauch oder Gewalt
- Essstörungen: Häufiger als bei männlichen Spielsüchtigen
- Substanzmissbrauch: Alkohol oder Medikamente
Diese Erkrankungen können sowohl Ursache als auch Folge der Spielsucht sein. Häufig beginnt das Glücksspiel als dysfunktionaler Bewältigungsversuch für bestehende psychische Probleme.
5. Spezifische Lebenssituation und Belastungen
Die Lebensumstände betroffener Frauen weisen oft charakteristische Muster auf:
Familiäre Situation:
- Häufig alleinlebend, geschieden oder in schwieriger Partnerschaft
- Überdurchschnittlich oft alleinerziehend
- Verantwortung für Kinder und pflegebedürftige Angehörige
- Gewalterfahrungen in aktueller oder früherer Beziehung
Sozioökonomische Faktoren:
- Geringeres Einkommen als männliche Spielsüchtige
- Finanzielle Abhängigkeit vom Partner
- Teilzeitbeschäftigung oder Arbeitslosigkeit
- Soziale Isolation und wenige Unterstützungsnetzwerke
Biografische Belastungen:
- Traumatische Kindheitserfahrungen
- Körperlicher oder sexueller Missbrauch
- Vernachlässigung in der Kindheit
- Frühe Verlusterfahrungen
Warnsignale: Wie erkennt man Spielsucht bei Frauen?
Die typischen Symptome der Spielsucht gelten grundsätzlich für beide Geschlechter. Doch bei Frauen gibt es einige spezifische Warnsignale, die Angehörige beachten sollten:
Verhaltensänderungen im Alltag
- Häufige, unerklärte Abwesenheiten (“schnell einkaufen gehen”)
- Heimliche Geldabhebungen oder Kontobewegungen
- Vernachlässigung von Haushalt, Kindern oder Pflichten
- Soziale Isolation, Rückzug von Freundinnen und Familie
- Emotionale Schwankungen zwischen Euphorie und Depression
- Zunehmende Gereiztheit, besonders wenn am Spielen gehindert
Finanzielle Auffälligkeiten
- Ungeklärtes Verschwinden von Geld oder Wertgegenständen
- Ständiger Geldmangel trotz geregeltem Einkommen
- Leihen von Geld bei Freundinnen, Familie oder Banken
- Nicht bezahlte Rechnungen, Mahnungen
- Heimliche Kreditaufnahmen
- Verkauf von Schmuck oder persönlichen Gegenständen
Emotionale und psychische Signale
- Zunehmende depressive Verstimmungen
- Angst und Panikzustände
- Schlafstörungen
- Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
- Suizidgedanken in schweren Fällen
- Veränderte Essgewohnheiten
Bei Online-Glücksspiel
- Stundenlange Nutzung von Smartphone oder Computer
- Heimliches Spielen nachts oder wenn niemand zu Hause ist
- Viele verschiedene Online-Konten bei Glücksspielanbietern
- Häufiger Empfang von Paketen (Prepaid-Karten etc.)
Spezifische Risikofaktoren für Frauen
Bestimmte Lebensumstände und Erfahrungen erhöhen das Risiko, dass Frauen eine Glücksspielsucht entwickeln:
Biografische Risikofaktoren
- Traumatische Erlebnisse: Missbrauch, Gewalt, Verlust nahestehender Personen
- Sucht in der Familie: Eltern oder Partner mit Alkohol- oder Drogensucht
- Frühe Vernachlässigung: Emotionale oder körperliche Vernachlässigung in der Kindheit
- Chronischer Stress: Langanhaltende Belastungssituationen
Aktuelle Lebenssituation
- Soziale Isolation: Wenige soziale Kontakte, Einsamkeit
- Partnerschaftsprobleme: Konflikte, emotionale Distanz, Gewalt
- Finanzielle Sorgen: Paradoxerweise erhöht Geldmangel das Spielrisiko
- Arbeitslosigkeit oder Unterforderung: Fehlende Tagesstruktur, Langeweile
- Überforderung: Doppelbelastung durch Beruf und Familie
Psychische Risikofaktoren
- Bestehende Depression oder Angststörung
- Geringes Selbstwertgefühl
- Schwierigkeiten in der Emotionsregulation
- Perfektionismus und hohe Selbstansprüche
- Probleme in der Stressbewältigung
Lebensübergänge
Besonders kritische Phasen, in denen das Spielsuchtrisiko steigt:
- Trennung oder Scheidung
- Tod des Partners oder eines Kindes
- Auszug der Kinder (“Empty-Nest-Syndrom”)
- Verlust des Arbeitsplatzes
- Eintritt in die Menopause
- Renteneintritt
Warum suchen Frauen seltener Hilfe?
Obwohl die Behandlung von Spielsucht bei Frauen genauso wirksam ist wie bei Männern, suchen betroffene Frauen im Durchschnitt später und seltener professionelle Hilfe auf. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Scham und Stigmatisierung
Frauen empfinden oft größere Scham bezüglich ihres Spielverhaltens:
- Glücksspiel gilt als “unweiblich” und unvereinbar mit der Mutterrolle
- Angst vor Verurteilung als “schlechte Mutter” oder “verantwortungslose Frau”
- Befürchtung, Sorgerecht für Kinder zu verlieren
- Sorge vor sozialer Ächtung im Bekanntenkreis
- Internalisierte Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
Praktische Barrieren
Konkrete Hindernisse erschweren den Zugang zu Hilfsangeboten:
- Kinderbetreuung: Fehlende Betreuungsmöglichkeiten während Therapiesitzungen
- Zeitliche Einschränkungen: Vereinbarkeit von Therapie mit Familie und Beruf
- Finanzielle Abhängigkeit: Partner kontrolliert die Finanzen
- Fehlende Information: Unkenntnis über spezialisierte Hilfsangebote
- Geografische Distanz: Lange Anfahrtswege zu Beratungsstellen
Mangel an frauenspezifischen Angeboten
Bis vor einigen Jahren waren die meisten Therapieeinrichtungen auf männliche Klienten ausgerichtet:
- Überwiegend männliche Therapeuten und Mitpatienten
- Themen wie Trauma, häusliche Gewalt oder Mutterschaft wurden nicht ausreichend berücksichtigt
- Fehlende geschützte Räume für frauenspezifische Probleme
- Keine Kinderbetreuung während stationärer Behandlung
Diese Situation hat sich in den letzten Jahren verbessert, doch es besteht weiterhin Nachholbedarf.
Verharmlosung des Problems
Frauen neigen dazu, ihr Problem herunterzuspielen:
- “Es ist ja nur ein kleiner Zeitvertreib”
- “Andere haben größere Probleme”
- “Ich kann jederzeit aufhören, wenn ich will”
- “Es ist nicht so schlimm wie bei Männern in Casinos”
Diese Verharmlosung verzögert die Suche nach Hilfe und lässt die Sucht weiter fortschreiten.
Wirksame Hilfsangebote für betroffene Frauen
Die gute Nachricht: Spielsucht bei Frauen ist genauso gut behandelbar wie bei Männern. Zudem gibt es zunehmend frauenspezifische Angebote, die auf die besonderen Bedürfnisse eingehen.
Frauenspezifische Beratung und Therapie
Immer mehr Einrichtungen bieten geschlechtsspezifische Hilfe an:
Vorteile frauenspezifischer Angebote:
- Geschützter Raum ohne männliche Teilnehmer
- Thematisierung frauenspezifischer Probleme (Trauma, Gewalt, Mutterrolle)
- Weibliche Therapeutinnen mit Verständnis für geschlechtsspezifische Herausforderungen
- Berücksichtigung von Mehrfachbelastungen
- Kinderbetreuung während der Therapie
Wo finden Sie frauenspezifische Hilfe:
- Spezialisierte Suchtberatungsstellen für Frauen
- Frauengesundheitszentren
- Psychiatrische Kliniken mit Frauenstationen
- Ambulante Psychotherapie mit Schwerpunkt Frauengesundheit
Nutzen Sie unseren Ratgeber zum Thema Beratungsstellen finden, um die passende Hilfe in Ihrer Nähe zu entdecken.
Ambulante oder stationäre Therapie?
Beide Therapieformen sind wirksam. Die Wahl hängt von Ihrer individuellen Situation ab:
Ambulante Therapie geeignet, wenn:
- Die Sucht noch nicht sehr ausgeprägt ist
- Sie ein stabiles soziales Umfeld haben
- Keine schweren Begleiterkrankungen vorliegen
- Sie weiterhin beruflich und familiär eingebunden bleiben möchten
Stationäre Therapie sinnvoll bei:
- Schwerer, langjähriger Spielsucht
- Mehrfachen erfolglosen ambulanten Versuchen
- Zusätzlichen schweren psychischen Erkrankungen
- Instabilem Umfeld mit vielen Triggern
- Akuter Suizidgefahr
Mehr Informationen zu den Therapieformen finden Sie in unseren Artikeln zur ambulanten Therapie und stationären Behandlung.
Selbsthilfegruppen für Frauen
Selbsthilfegruppen sind ein wichtiger Baustein der Genesung. Es gibt sowohl gemischte als auch reine Frauengruppen:
Vorteile von Frauengruppen:
- Offeneres Sprechen über schambesetzte Themen
- Austausch mit Frauen in ähnlichen Lebenssituationen
- Gegenseitige Unterstützung als Mütter und Partnerinnen
- Stärkung des Selbstwertgefühls in geschütztem Rahmen
Bekannte Selbsthilfeorganisationen:
- Anonyme Spieler (Gamblers Anonymous) – auch Frauengruppen
- Kreuzbund – Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft
- Guttempler – Selbsthilfeorganisation mit Frauengruppen
- Regionale Selbsthilfegruppen über Beratungsstellen
Online-Beratung und -Therapie
Gerade für Frauen mit familiären Verpflichtungen oder in ländlichen Regionen sind Online-Angebote hilfreich:
- Anonyme Online-Beratung: Per Chat oder E-Mail, niedrigschwellig
- Videobasierte Therapie: Psychotherapie von zu Hause aus
- Online-Selbsthilfegruppen: Austausch in Foren oder Video-Meetings
- Therapeutische Apps: Unterstützung im Alltag mit Übungen und Tagebuchfunktionen
Diese Angebote ermöglichen es, Hilfe zu erhalten, ohne das Haus verlassen zu müssen – ideal für Mütter oder Frauen mit eingeschränkter Mobilität.
Behandlung von Begleiterkrankungen
Da Frauen häufiger an Depression, Angst oder Trauma leiden, ist eine integrative Behandlung wichtig:
- Traumatherapie: Spezielle Verfahren wie EMDR bei traumatischen Erfahrungen
- Depressionsbehandlung: Psychotherapie und gegebenenfalls Medikation
- Angstbewältigung: Kognitive Verhaltenstherapie bei Angststörungen
- Stabilisierung: Aufbau von Emotionsregulation und Stressbewältigung
Die erfolgreiche Behandlung dieser Begleiterkrankungen ist oft Voraussetzung für eine dauerhafte Spielfreiheit.
Unterstützung für Angehörige spielsüchtiger Frauen
Wenn Sie als Partner, Freundin oder Familienmitglied eine Frau mit Spielsucht unterstützen möchten, gibt es einiges zu beachten:
Wie Sie helfen können
Ansprechen ohne Vorwürfe:
- Wählen Sie einen ruhigen Moment ohne Zeitdruck
- Sprechen Sie aus der Ich-Perspektive: “Mir ist aufgefallen…” statt “Du machst…”
- Zeigen Sie Verständnis und Sorge, nicht Verurteilung
- Bieten Sie konkrete Unterstützung an
Praktische Hilfe anbieten:
- Gemeinsam Informationen über Hilfsangebote suchen
- Begleitung zu Beratungsterminen anbieten
- Kinderbetreuung während Therapiesitzungen übernehmen
- Finanzielle Unterstützung bei der Organisation (nicht beim Spielen!)
Eigene Grenzen wahren:
- Zahlen Sie keine Spielschulden ab
- Leihen Sie kein Geld für vermeintlich andere Zwecke
- Übernehmen Sie nicht die Verantwortung für ihre Sucht
- Holen Sie sich selbst Unterstützung in Angehörigengruppen
Mehr Tipps finden Sie in unserem Ratgeber Wie Angehörige helfen können und zum Thema Co-Abhängigkeit.
Warnsignale ernst nehmen
Besondere Vorsicht ist geboten bei:
- Äußerungen über Hoffnungslosigkeit oder Suizidgedanken
- Starkem sozialen Rückzug
- Vernachlässigung der Kinder
- Anzeichen von Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch
- Selbstverletzungen
In solchen Fällen sollten Sie umgehend professionelle Hilfe einschalten und die betroffene Person nicht allein lassen.
Der Weg zur Genesung: Was Frauen wissen sollten
Wenn Sie selbst von Spielsucht betroffen sind, möchten wir Ihnen Mut machen: Sie sind nicht allein, und ein Leben ohne Glücksspiel ist möglich.
Erste Schritte aus der Spielsucht
1. Erkennen und akzeptieren Sie das Problem
Der erste Schritt ist die ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Spielverhalten. Nutzen Sie unseren Spielsucht-Selbsttest, um eine erste Einschätzung zu erhalten.
2. Holen Sie sich professionelle Hilfe
Suchen Sie eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe auf. Das Erstgespräch ist kostenlos, vertraulich und verpflichtet zu nichts. Sie müssen diesen Weg nicht allein gehen.
3. Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson
Brechen Sie das Schweigen. Wählen Sie jemanden aus, dem Sie vertrauen, und teilen Sie Ihr Problem. Oft erleben Betroffene große Erleichterung, wenn sie nicht mehr alles geheim halten müssen.
4. Treffen Sie finanzielle Schutzmaßnahmen
- Übertragen Sie die Kontoverwaltung vorübergehend an eine Vertrauensperson
- Lassen Sie sich in Spielhallen und Online-Portalen sperren
- Kündigen Sie Kreditkarten
- Vereinbaren Sie tägliche oder wöchentliche Bargeldlimits
5. Entwickeln Sie Alternativen
Finden Sie andere Wege, mit Stress und negativen Gefühlen umzugehen. Selbsthilfe-Strategien wie Sport, kreative Hobbys, Entspannungstechniken oder soziale Aktivitäten können helfen.
Umgang mit Rückfällen
Rückfälle sind Teil des Genesungsprozesses und kein Versagen. Wichtig ist, wie Sie damit umgehen:
- Sehen Sie den Rückfall als Lerngelegenheit, nicht als Scheitern
- Analysieren Sie die Trigger und Auslöser
- Verstärken Sie Ihre Schutzstrategien
- Sprechen Sie mit Ihrer Therapeutin oder Gruppe darüber
- Nehmen Sie die Therapie oder Beratung wieder auf
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel über Rückfall-Prävention.
Aufbau eines neuen Lebens
Genesung bedeutet mehr als nur das Stoppen des Glücksspiels. Es geht darum, ein erfülltes Leben ohne Sucht aufzubauen:
- Bearbeiten Sie zugrunde liegende psychische Probleme
- Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl
- Bauen Sie soziale Beziehungen wieder auf
- Entwickeln Sie neue Interessen und Ziele
- Lernen Sie gesunde Bewältigungsstrategien
- Finden Sie Sinn und Perspektive für Ihr Leben
Prävention: Spielsucht bei Frauen verhindern
Auch wenn Sie bisher nicht betroffen sind, können Sie Maßnahmen ergreifen, um Ihr Risiko zu minimieren:
Achtsamer Umgang mit Glücksspiel
- Setzen Sie strikte Zeit- und Geldlimits
- Spielen Sie nie, um negative Gefühle zu verdrängen
- Vermeiden Sie Glücksspiel in Stresssituationen
- Nutzen Sie nie Glücksspiel als “Lösung” für Geldprobleme
- Reflektieren Sie regelmäßig Ihr Spielverhalten
Psychische Gesundheit pflegen
- Suchen Sie bei Depressionen oder Angst frühzeitig Hilfe
- Entwickeln Sie gesunde Stressbewältigungsstrategien
- Bauen Sie ein unterstützendes soziales Netzwerk auf
- Achten Sie auf ausreichend Schlaf, Bewegung und Ernährung
- Nehmen Sie traumatische Erlebnisse ernst und lassen Sie diese behandeln
Information und Aufklärung
- Informieren Sie sich über Risiken des Glücksspiels
- Kennen Sie die Warnsignale einer beginnenden Sucht
- Sprechen Sie offen über Glücksspiel in Ihrer Familie
- Sensibilisieren Sie Ihre Töchter und Freundinnen
- Nehmen Sie Anzeichen bei sich oder anderen ernst
Mehr zum Thema finden Sie in unserem Ratgeber zur Spielsucht-Prävention.
Fazit: Hilfe ist möglich und wirksam
Spielsucht bei Frauen ist ein ernst zu nehmendes Problem, das spezifische Aufmerksamkeit und Hilfsangebote benötigt. Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:
Besonderheiten bei Frauen:
- Schnellerer Suchtverlauf (Teleskopeffekt)
- Bevorzugung von Automatenspiel
- Spielen häufiger zur Emotionsregulation
- Höhere Rate an Begleiterkrankungen
- Größere Scham und spätere Hilfesuche
Was Betroffene wissen sollten:
- Sie sind nicht allein – viele Frauen sind betroffen
- Spielsucht ist eine Erkrankung, keine charakterliche Schwäche
- Professionelle Hilfe ist wirksam und vertraulich
- Es gibt zunehmend frauenspezifische Therapieangebote
- Genesung ist möglich – viele Frauen leben heute spielfrei und glücklich
Nächste Schritte:
- Machen Sie einen Selbsttest zur ersten Orientierung
- Kontaktieren Sie eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe
- Sprechen Sie mit einer vertrauenswürdigen Person
- Lassen Sie sich in Spielhallen und Online-Casinos sperren
- Holen Sie sich professionelle Unterstützung – je früher, desto besser
Sie verdienen ein Leben ohne die Last der Spielsucht. Der Weg mag herausfordernd sein, doch mit der richtigen Unterstützung können Sie ihn erfolgreich gehen. Nehmen Sie Kontakt zu einer Beratungsstelle auf – der erste Schritt ist oft der wichtigste.
Wichtige Anlaufstellen und Hilfsangebote
BZgA-Beratungstelefon zur Glücksspielsucht:
- Telefon: 0800 1 37 27 00 (kostenlos und anonym)
- Mo–Do 10–22 Uhr, Fr–So 10–18 Uhr
Bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline:
- Telefon: 01805 31 30 31 (24 Stunden erreichbar)
Frauenspezifische Beratung:
- Über die örtlichen Suchtberatungsstellen
- Frauengesundheitszentren in größeren Städten
- Online-Beratung über www.bzga.de
Online-Selbsthilfe:
- www.anonyme-spieler.de
- www.spielen-mit-verantwortung.de
- Check-dein-Spiel.de (Online-Beratung)
Zögern Sie nicht, diese Angebote zu nutzen. Alle sind vertraulich, professionell und speziell dafür da, Menschen wie Ihnen zu helfen.